© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Zeitschriftenkritik: Vision 2000
Erste Anzeichen von Totalitarismus
Werner Olles

Erkenne die Zeichen der Zeit“ lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 6/2021) der fünfmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Vision 2000. Vor 33 Jahren zum ersten Mal erschienen, beschreibt Chefredakteur Christof Gaspari in seinem Vorwort, wie sehr sich die Welt seit 1988 verändert hat: Seit der Aufbruchstimmung, als der Eiserne Vorhang fiel, wozu der polnische Papst und die Christen im Osten Europas wesentlich beitrugen, habe sich die Stimmung sehr gewandelt. Obwohl der materielle Wohlstand gewachsen sei, wir weltweit vernetzt sind und Tag und Nacht im Bann der Medien stehen, herrsche seit fast zwei Jahren Angst vor Pandemie, kennen die Medien nur noch ein Thema und halten uns mit Alarmmeldungen in Atem, während die Regierungen das Volk spalten, die Grundrechte außer Kraft setzen, die Bürger unterschiedlich behandeln in Gut („geimpft“) und Böse („nicht geimpft“). Tatsächlich seien dies die neuen Zeichen der Zeit.

„Über die notwendigen Auseinandersetzungen mit den geistigen Entwicklungen in unserer Zeit“ denkt auch der österreichische Geistliche Leo Maasburg nach, der viele Jahre hindurch treuer Begleiter von Mutter Teresa war. In einem Interview betont er, wie wichtig es ist, seine Vernunft einzusetzen, wenn es um Phänomene wie den Modernismus und den Post-Marxismus geht. Er zitiert den kanadischen Psychologen Jordan Peterson, der auf die Frage, warum die sogenannte „Identitätspolitik“ so destruktiv sei, antwortete: „weil sie dem Wert des Individuums nicht Rechnung trägt. Und diese Sichtweise hat schon einmal zu Millionen Toten geführt.“ Die heutigen Bewegungen beruhten auf der gleichen Philosophie.Vor allem an den Universitäten seien erste Zeichen von Totalitarismus zu erkennen, ein irrationaler Haß, oder in den Medien die Cancel Culture, in „Big Tech“ die Zensur bei Google, Facebook und Twitter. Dabei seien die meisten Akteure überhaupt nicht demokratisch legitimiert, wie beispielsweise die Medien, die NGOs und mächtigen Finanzeinrichtungen. 

Der Theologe und Wiener Psychotherapeut Reinhard Pichler spricht in einem weiteren Interview über „die Gleichschaltung der Medien“ und meint, dies habe man bereits unter totalitären Systemen in früheren Zeiten erlebt, neu sei jedoch die Globalität, in der dieses Phänomen heute auftrete. Daher solle man seinen gesunden Hausverstand einsetzen, da man mit einer bedrohlichen Situation konfrontiert sei. Von weltlichen Lehren, die immer aggressiver würden, sollten wir uns jedoch nicht einschüchtern lassen, sondern uns an dem tschechischen Schriftsteller und späteren Präsidenten Vaclav Havel orientieren: „Wo immer einer die Wahrheit sagt, dort ist schon ein Stück Freiheit.“

Kontakt: Verein Vision 2000, Hohe Wandstr. 28/6, A-2344 Maria Enzersdorf.  www.vision2000.at