© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

In der vorigen Woche wäre ich am Freitag gern im westfälischen Hagen gewesen, genauer: im Osthaus-Museum, um dort den Auftritt des US-Schaupielers Sylvester Stallone zu verfolgen. Der Action-Darsteller („Rocky“, „Rambo“), einer meiner filmischen Lebensbegleiter, präsentierte in dem nach dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus benannten städtischen Museum eine umfassende Retrospektive seines jahrzehntelangen Schaffens – als Maler. Es ist die erste Werkschau seiner Gemälde in Deutschland und erst die dritte überhaupt nach Ausstellungen im Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg (2013) und dem Museum für moderne Kunst in Nizza (2015). In Hagen am Rande des Ruhrgebiets zeigt er nun anläßlich seines 75. Geburtstages, den er Anfang Juli dieses Jahres feiern konnte, mehr als 50 meist großformatige, farbensatte Bilder. Stallone malt seit jungen Jahren und hat sich auch als Sammler intensiv mit zeitgenössischer Kunst befaßt. „Ich glaube, ich bin ein viel besserer Maler als Schauspieler“, sagte er im August dem Online-Portal Outsider.com. Nun ja, darüber dürften die Meinungen sehr weit auseinandergehen. Im Unterschied jedenfalls zum Filmemachen, wo der Schauspieler ein ganzes Team um sich habe, könnten sich Maler „nur auf sich selbst verlassen“, erklärte er jetzt der Deutschen Presse-Agentur. Beim Malen habe man nur „sich und seine Seele“. Die Ausstellung ist bis zum 20. Februar 2022 zu sehen (www.osthausmuseum.de).

Für eine Stimmungs-aufhellung an trüben Wintertagen empfiehlt sich die Serie „Faking Hitler“.

Der für sein ausgesuchtes Programm geschätzte Wiener Karolinger Verlag hat eine neue literarische Reihe eröffnet, die den Titel „Kontergarde“ trägt. Der Begriff bezeichnet eine vorgeschobene Stellung, meist nur einen niedrigen Wall, zum Schutz der eigentlichen Festung. Das Außenwerk bot Platz zur Aufstellung von Geschützen, sollte die dahinterligenden Bastionen vor einem direkten Beschuß decken und einen Angriff auf diese möglichst lange verzögern. Zum Auftakt der Buchreihe ist kürzlich nun die Erzählung „Die Handgranate“ des französischen Schriftstellers Vladimir Volkoff (1932–2005) erschienen. Darin geht es um müde Europäer, oft voller Selbsthaß, westliche Werte und deren islamistisch-­terroristische Feinde. Und es geht um eine durch die Wirren des Algerienkrieges von Hand zu Hand gehende Granate. Eine lohnende Lektüre!


Für eine Stimmungsaufhellung an trüben Wintertagen empfiehlt sich die Serie „Faking Hitler“, zu streamen bei RTL+/TV Now. Der Sechsteiler erzählt die aberwitzige Geschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher, die der Stern im April 1983 als Weltsensation der Presse vorstellte und behauptete, „die Geschichte des Dritten Reiches muß teilweise umgeschrieben werden“. Neun Jahre später erlangte Helmut Dietls Filmkomödie „Schtonk!“ rasch Kultstatus. Dagegen muß nun die Neuverfilmung „Faking Hitler“ bestehen. Das gelingt ihr – von einem verzichtbaren Nebenstrang in der Handlung abgesehen – auf famose Weise. Allein schon die Besetzung der beiden Hauptrollen ist exquisit: Lars Eidinger spielt den Stern-Journalisten Gerd Heidemann und Moritz Bleibtreu den Kunstfälscher Konrad Kujau.