© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

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Berliner Stadtschloß: Bibelzitate überstrahlen 

BERLIN. Das Spruchband mit biblischen Aussagen auf der Kuppel des wiedererrichteten Schlosses in Berlin sollte künftig in der Dunkelheit durch eine Lichtinstallation mit anderen Texten überstrahlt und so unsichtbar werden. Das ist die Idee der Initiative „Leuchtturm Berlin“. Hintergrund: Das goldene Spruchband ist aus zwei Bibelversen zusammengesetzt (Apostelgeschichte 4,12 und Philipper 2,10): „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Die Inschrift soll von König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) ausgewählt worden sein. Vor dieses Spruchband will die Initiative nach eigenen Angaben ein Netz von Leuchtdioden montieren, so daß bei Einbruch der Dunkelheit etwa Auszüge aus dem Grundgesetz und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen in verschiedenen Sprachen als Schriftzug erkennbar sind. Die Inschrift werde dann nicht mehr zu lesen sein. „Das Spruchband sowie das Kreuz auf der Spitze der Kuppel werden damit in einen für jedermann sichtbaren Kontext gesetzt“, schreibt die Initiative auf ihrer Internetseite. Weiter heißt es dort: „Wir empfinden Berlin als tolerant und weltoffen. Das Spruchband am Fuß der neuen Kuppel des Berliner Schlosses irritiert uns.“ Man wolle diesem eine „dauerhafte, positive und zeitgemäße Aussage entgegensetzen“. Es gehe um eine Aussage, „die zum heutigen Deutschland, zu Berlin und unserer Gesellschaft sowie zur Geschichte des Ortes paßt“. Wie ein Pressesprecher der Stiftung Humboldt-Forum gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitteilte, begrüßt das Forum die Initiative: „Wir wollen eine solche Bearbeitung umsetzen und prüfen nun, in welcher Form und in welchem Zeitrahmen dies geschehen kann.“ Der Generalintendant des Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, sagte bei einer Diskussionsveranstaltung am 2. Dezember, daß das Forum ein „weltoffener, demokratischer Debattenort“ werden solle. Im Hinblick auf die Kuppel-inschrift wolle er Ideen entwickeln, „wie wir mit etwas umgehen, was bis heute nicht befriedigt und nicht befriedet“. Der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloß, Wilhelm von Boddien, hingegen kritisierte die geplante Änderung der christlichen Inschrift. Er fürchte „einen kulturellen Bruch, wie wir ihn in unserer Geschichte noch nie hatten – die Herrschaft der Säkularisierung über unsere 2.000 Jahre alten Wurzeln im Christentum“, sagte er. Bereits im Oktober hatte das Humboldt-Forum angekündigt, auf der Dachterrasse, von wo aus das christliche Spruchband gut erkennbar ist, zwei bronzene Tafeln anzubringen. Darauf soll unter anderem stehen: „Alle Institutionen im Humboldt-Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt.“ (idea/JF)

 www.humboldtforum.org

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