© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Blick in die Medien
Danke, Yankees!
Tobias Dahlbrügge

Wo sich die US-Boys militärisch und kulturell breitmachen, schreien Linke gern „Imperialismus!“ Nur im Fall Westdeutschlands ist das offenbar anders. Da haben uns die Amis nicht nur Cola, Camel & Jeans gebracht, sondern uns neben dem Faschismus auch vom Spießermuff befreit – thank you, guys!

Zumindest ist das die Sicht der ARD, und deshalb hat man in der Anstalt eine Miniserie fabriziert: „Ein Hauch von Amerika“ erzählt, wie es wirklich war, „als die Amerikaner Anfang der 50er Jahre Aufbruch, individuelle Freiheit und Freizügigkeit in den Westen Deutschlands brachten.“

In vier Folgen erleben wir, wie G.I.s das fiktive pfälzische Kaltenstein – schon der Name ist Programm – von einer reaktionär-katholischen Hölle in ein Paradies des westlichen Liberalismus verwandeln.

Nicht nur die Deutschen, sondern Weiße insgesamt werden größtenteils als böse gezeichnet.

Doch nicht alle Deutschen sind davon begeistert, daß nun Prostitution und Promiskuität einziehen, zum Beispiel die Frau des Bürgermeisters. Darum fand Darstellerin Anna Schudt ihre Rolle auch „richtig unsympathisch“.

Derweil muß Hauptfigur Marie endlich einsehen, daß der „Neger“ George Washington (ernsthaft!) viel cooler und potenter ist als der rückständige Kriegsheimkehrer Siegfried (ernsthaft!). Doch nicht nur die Deutschen werden als größtenteils böse gezeichnet, sondern Weiße insgesamt. So versuchen Weiße dem schwarzen US-Soldaten eine Vergewaltigung unterzuschieben, was das junge Multikulti-Glück schwer belastet. Apropos „Neger“: Für Schneeflöckchen sind die Folgen mit einem Warnhinweis versehen: „Diese Dokumentation enthält rassistische Sprache und andere Formen von Diskriminierung“.

Maria Höhn hat die Serie des israelischen Regisseur Dror Zahavi historisch kuratiert und bescheinigt ihr höchste Authentizität. Sie kommentiert kopfschüttelnd, daß im Oktober 1952 sogar im Deutschen Bundestag beklagt wurde, die Präsenz der USA in der Pfalz habe „zu Konsumgier, Stripteaselokalen, wilden Ehen und weitverbreiteter Unmoral“ geführt.

Bei so viel historischer Exaktheit dürfen die Kulissen auch schon mal aussehen wie aus dem Ikea-Katalog. Hurra, wir verblöden.