© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Frisch gepreßt

Attentat vom Breitscheidplatz. Auch wenn staatlicherseits versucht wird, das Narrativ in die Öffentlichkeit zu tragen: der Anschlag des Breitscheidplatz-Attentäters Anis Amri, der vor fünf Jahren am 19. Dezember 2016 die Nation erschütterte, ist mitnichten vollständig aufgeklärt. Das weiß auch der Journalist Thomas Moser, der in seinem Buch „Der Amri-Komplex“ den zahlreichen Widersprüchen im Fall des islamistischen Terroranschlags nachgeht. Moser listet Dutzende Beispiele auf, die der offiziellen Version des Tathergangs eindeutig widersprechen. So sprach etwa ein Zeuge, der den Lkw auf sich zurasen sah, von zwei Männern im Führerhaus. Der eine habe dem anderen ins Lenkrad gegriffen. Demnach hätte der polnische Lkw-Fahrer Lukasz Urban also noch gelebt, als sein Fahrzeug in den Weihnachtsmarkt gesteuert wurde. Die Bundesanwaltschaft hält dagegen unverändert daran fest, daß Urban schon vor der Todesfahrt von Amri getötet worden sei. Von einem anderen Tathergang will die Staatsanwaltschaft nichts wissen, daran ändern auch die vielen gegensätzlichen Fakten nichts. Denn das werfe Fragen auf, „die ganz neue Ermittlungsdimensionen eröffnen würden – und die vor allem die Theorie vom Einzeltäter Amri für obsolet erklären würden“, erklärt Moser. (ha)

Thomas Moser: Der Amri-Komplex. Ein Terroranschlag, zwölf Tote und die Verstrickungen des Staates. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2021, broschiert, 240 Seiten, 18 Euro





Piusbruder. Pater Franz Schmidberger, ehemaliger Generaloberer der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., berichtet in seinem Erinnerungsbuch von seiner Kindheit in der Diözese Rottenburg, wo er am 19. Oktober 1946 als jüngstes Kind einer sechsköpfigen Bauernfamilie geboren wurde. 1967 lernte er in München den Philosophie-Professor Reinhard Lauth kennen, in dessen Abendseminaren er mit der Wissenschaftslehre von Fichte vertraut gemacht wurde. In diese Zeit fielen jedoch auch die Reformen des Zweiten Vatikanums und als Widerstandsakt die Gründung der „Una Voce Gruppe Maria“, der es um die Wahrheit des Glaubens und der Lehre ging. Im Dezember 1971 fiel seine Entscheidung für die Berufung zum Priester. Über Professor Lauth lernte er Erzbischof Lefebvre kennen und das Priesterseminar in Econe. Hier ging es um das Überleben der Tradition, für die Pater Schmidberger zunächst als Distriktoberer für Deutschland und Österreich und von 1983 bis 1994 als Generaloberer der Piusbrüder bis heute mit ganzer Kraft kämpft. Neben seinen persönlichen Erinnerungen gibt das Buch auch einen guten Eindruck in das 50jährige Ringen der Piusbruderschaft. (W.O.)

Pater Franz Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen. Sarto Verlag, Bobingen 2021, gebunden, 206 Seiten, 16,80 Euro