© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/21 / 10. Dezember 2021

Haltungsnote
Klare Ansage vom Spielfeldrand
Gil Barkei

Der Impfstatus von Spielern wird zur Staatsaffäre: der deutsche Profifußball als große Vorturner-Truppe der Nation soll auf Linie der Mächtigen gebracht werden. Wer ausschert, bekommt die rote Karte, verliert Job oder lukrative Kooperationen. Die Konsequenz: der einstige Klartext-Sport wird zur Hinter-vorgehaltener-Hand-Veranstaltung. Doch der Präsident des 1. FC Union, Dirk Zingler, möchte dabei nicht mucksmäuschenstill mitmachen. „Unser Land ist in einem katastrophalen Zustand, weil es katastrophal geführt wurde und katastrophal kommuniziert wurde“, sagte der 57jährige beim Pressegespräch vor der Mitgliederversammlung mit Blick auf die Corona-Maßnahmen. Es herrsche „Vollchaos“. „Wir erleben Pressekonferenzen der Ministerpräsidenten und drei Wochen später eine Verordnung, die nichts mehr von dem enthält, was auf den Pressekonferenzen gesagt wurde“, schaltete Zingler auf Angriff. Das „Abwälzen der Verantwortung“ auf Menschen, Veranstalter und Unternehmer sei „kaum noch zu ertragen“. Es werde sich „über volle Stadien“ aufgeregt, aber „wir regen uns nicht auf über lange Schlangen an Impfzentren, die mit zu geringer Kapazität und zu wenig Impfstoff arbeiten“. Wütend schloß der Präsident des Hauptstadtclubs seinen Schmähgesang Richtung Spielfeld Politik: „Ich wünsche mir eine klare Führung. Durch Krisen muß geführt werden, und dabei muß gut kommuniziert werden. All das tun wir nicht.“