© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/21 - 01/22 / 24. Dezember 2021

Das westliche Erbe betonen
Das Magazin „Chronicles“ will die US-amerikanische Republik gegen den Kulturmarxismus verteidigen
Boris T. Kaiser

Zu den vielen Dingen, die US-amerikanische Konservative ihren europäischen und vor allem deutschen politischen Freunden voraushaben, gehört das starke und vielseitige Medienangebot. Die republikanische Rechte kann im Meinungskampf gegen die Dominanz aus dem Lager der Demokratischen Partei inzwischen ein breites Spektrum anbieten: Vom boulevardesk aufgemachten Breitbart News Network bis zum Nachrichtengiganten Fox News ist für jede gesellschaftliche und intellektuelle Schicht innerhalb des „Right-Wing“ etwas geboten. 

Ein Medium für eher anspruchsvolle Konservative ist Chronicles. Bereits 1977 vom US-Politikwissenschaftler und Philosophen Paul Gottfried gegründet, punktet das „Magazin für amerikanische Kultur“ derzeit mit neuer Online-Oberfläche, top gestalteten, provokativen und mehrdeutigen Covern und aktuellen jungen Themen wie beispielsweise rechter Kinokultur.

In Aufmachung und Inhalt des Print- und Online-Mediums spiegelt sich bis heute stark die Haltung seines Gründers wider. Gottfried wird der politischen Strömung des Paläokonservatismus zugerechnet, einem Lager, dessen Vertreter großen Wert auf Traditionen, die abendländische Kultur und die christlich geprägte Familie legen. Trotz einem klaren Bekenntnis zum Minarchismus, einem System, das die Macht des Staates auf ein notwendiges Minimum reduziert, gibt es unter den Paläokonservativen viele, die eine protektionische Handelspolitik – wie sie zuletzt von Donald Trump betrieben wurde – zum Schutze der nationalen Wirtschaft befürworten.

Die Stoßrichtung von Chronicles, hinter dem das stark westlich orientierte Charlemagne Institute steht, ist chinakritisch, pro-kapitalistisch und selbstredend strikt antikommunistisch. Dabei unterscheiden die Autoren der politikphilosophischen Artikel sehr genau zwischen dem klassischen Kapitalismus, der das Land einst groß machte, und dem neuen linksliberal geprägten „Woke Capitalism“, bei dem sich globalistische Großkonzerne zu Partnern und Handlagern sozialistischer Ideologen machen. 

Die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock wird da schon mal als „woker Kreuzritter“ vorgestellt.