© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/21 - 01/22 / 24. Dezember 2021

Populismus-Forschung findet nur, was sie finden will
Opposition kräftiger anbräunen
(ob)

Was in funktionierenden alteuropäischen Demokratien schlicht Opposition hieß, hat unter dem postdemokratischen Blockparteien-System, das sich unter Angela Merkel herausgebildet hat, den Namen Populismus erhalten. Die Herrschenden ziehen mit diesem polemischen Begriff die Grenze zwischen akzeptabler systemloyaler und mit allen Mitteln zu unterdrückender fundamentaler Kritik. Zentrale, von „Populisten“ thematisierte Fragen wie Masseneinwanderung, Geldwertstabilität oder Energieversorgung dürfen daher, wie sich zuletzt im Bundestagswahlkampf zeigte, nicht die geringste Rolle spielen. Hilfsdienste bei dieser Stiftung von Verblendungszusammenhängen leisten allzu willige, dafür mit „Drittmitteln“ aus Steuertöpfen alimentierte Politikwissenschaftler. Deren „vergleichende Populismus-Forschung“ habe, wie der Historiker Morten Reitmayer (Trier) moniert, aber „oft nur gefunden, was sie suchte“, nämlich die Bestätigung, daß „populistische“ Bewegungen eine „Bedrohung der liberalen Demokratie“ darstellten (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4/2021). Inhaltlich liegt Reitmayer zwar auf derselben Linie und könnte sich sogar für die stärker anbräunende Vokabel „Neonationalismus“ statt Populismus erwärmen, sorgt sich jedoch um das wissenschaftliche Niveau solcher Forschung. 


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