Höhere Töchter 1945. Soweit die süchtig machenden Tagebücher des Exilanten Thomas Mann nicht um den Autor und seine Wehwehchen („garstiges Ohr“) kreisen, tauchen sie unentwegt in die Abgründe der deutschen Kollektivpsyche ein, um das Phänomen Nationalsozialismus zu begreifen. Und am 17. Juli 1944 ist der „Zauberer“ tatsächlich auf einer sehr heißen Spur: Der Nationalsozialismus, notiert er drei Tage vor Stauffenbergs Attentat auf Hitler, könne nur verstanden werden als „enthusiastische, funkensprühende Revolution“, als eine „deutsche Volksbewegung mit einer ungeheuren seelischen Investierung von Glauben und Begeisterung“. Das klingt etwas abstrakt. Füllt sich aber mit Anschauung und Leben, liest man die von Albrecht Rothacher edierten Aufzeichnungen der 24jährigen Bibliothekarin Renate Umbreit, seiner Mutter, und der 21jährigen Medizinstudentin Irmgard Erbslöh, „aus alter Eisenacher Familie“, deren Schicksalsgefährtin im „Untergang“. Die beiden „höheren Töchter“, behütet aufgewachsen im bürgerlich-konservativen Milieu Thüringens, wurden im Herbst 1944 zum Dienst in einer im Südwesten Berlins stationierten Flakbatterie einberufen und starteten im Frühjahr 1945, mit einer Kameradin in letzter Minute der Roten Armee entkommend, ihre Odyssee Richtung Westen. In munter-kräftigem Ton erzählen die jungen Frauen, die sich „völlig als Landser fühlten“, ihre gefährliche Abenteuerfahrt. Die „leidenschaftlichen Patriotinnen“ vergegenwärtigen jenen von Thomas Mann gemeinten „enthusiastischen, funkensprühenden“ reichsdeutschen Menschentyp, der seine seelischen Energien leider in die falsche Sache investierte, mit seinen humanen Qualitäten trotzdem faszinierendes Vorbild bleibt. (ob)

Renate Umbreit, Irmgard Erbslöh: Raus aus diesem  Hexenkessel. Das Entkommen dreier Flakhelferinnen aus der Festung Berlin nach Thüringen. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021, broschiert, 337 Seiten, Abbildungen, 17,80 Euro

Erfolg. Jedes Jahr wächst der Bücherberg um einige Zentimeter an Ratgeberliteratur zu diesem und jenem. Einen Beitrag dazu hat jetzt der Unternehmer und Finanzinvestor Carsten Maschmeyer geleistet. Der einem breiten Fernsehpublikum aus der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannte Milliardär gibt in seinem Buch nach einem sehr ehrlichen Prolog, in dem er seine frühere schwere Medikamentenabhängigkeit reflektiert, Ratschläge für sechs Lebensbereiche: Arbeit, Finanzen, Freunde und Familie, mentale Stärke, Zeitmanagement und Gesundheit. Motto: „Wer es schafft, heute mehr zu sein, als er gestern noch war, der wird neues Selbstbewußtsein entwickeln und eine tiefe innere Befriedigung verspüren.“ Eine motivierende Lektüre! (tha)

Carsten Maschmeyer: Die sechs Elemente des Erfolgs. So verändern Sie Ihr Leben. FinanzBuch Verlag, München 2021, gebunden, 304 Seiten, 22 Euro