© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/21 - 01/22 / 24. Dezember 2021

Umwelt
Leid statt Light as a Service
Martin Krüger

Die Werbung sprach grüne Erben wie renditeorientierte Zeitgeist-Investoren gleichermaßen an: „Light as a Service ist der neueste Trend im Bereich Dienstleistung“, behauptete die Deutsche Lichtmiete GmbH, „denn bei der Beleuchtung in Unternehmen sind zunehmend Aspekte wie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Umweltfreundlichkeit, Energieverbrauch sowie die Lebensdauer der Produkte an sich als auch die smarte Steuerung immer bedeutsamer“. Sprich: LED-Beleuchtung ohne eigene Investition – die Umrüstung wird vorfinanziert. Das bringe „Liquidität für Sie und Ihr Kerngeschäft“. Man habe so auch über 390.000 Tonnen CO2 eingespart. Und fünf Prozent bei einem Oldenburger Startup statt Nullzins bei der Volksbank sind doch ein Wort – oder? Aber die Lichtmiete-Bonds der fielen zuletzt auf zehn bis 15 Prozent ihres Nennwertes. 

Auch „Grüne“ Investments sind schon öfter schiefgegangen, Solarworld oder Q-Cells lassen grüßen.

Staatsanwaltschaft und Kripo ermitteln gegen Firmenverantwortliche. Sie sollen Anleihebeträge von über 100 Millionen Euro in der Kenntnis eingeworben haben, daß ihr Geschäftsmodell nicht ausreichend tragfähig sei, um anstehende Forderungen tausender Anleger zu begleichen. Derzeit stehen vier Anleihen mit Laufzeiten von 2023 bis 2027 im Volumen von 140 Millionen Euro aus. Vielleicht ist alles falscher Alarm und es gibt Rettung, doch „grüne“ Investments sind schon öfter schiefgegangen: Solarworld oder Q-Cells lassen grüßen. Windparkprojekte werden inzwischen an denjenigen vergeben, der die geringste Einspeisevergütung verlangt. Damit hat sich die Situation für Unternehmen und Geldanleger grundlegend verändert. Die Verbraucherzentrale Hamburg kennt Dutzende Insolvenzen von deutschen Öko-Firmen: vom Agrarkonzern KTG über die Holzfirma German Pellet bis zum Windpark-Betreiber Prokon. Oft fehlte die Transparenz bei den „grauen“ Anlageformen. Und bei marktunüblichen Zinsen sollten bei Anlegern immer die Alarmglocken klingen: Nepper, Schlepper und Bauernfänger gibt es nicht nur in Nadelstreifen, sondern auch im grün-woken Gewand.