© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

„Konfrontative Religionsbekundung“
Alte Probleme neu entdeckt
Fabian Schmidt-Ahmad

Moslemische Schüler in Neukölln, die andere Kinder verfolgen, falls sich diese nicht dem islamischen Regelwerk unterwerfen. Die Ergebnisse der „Anlauf- und Dokumentationsstelle konfrontative Religionsbekundung“, die der Verein „Demokratie und Vielfalt“ (Devi) nach einem Jahr vorlegte, haben zu aufgeregtem Flügelschlagen geführt – mit üblichen Abwehrmechanismen. Das Projekt sei „antimuslimisch“ und „sehr gefährlich“, behauptete der Neuköllner Bezirksverordnete Ahmed Abed (Linkspartei).

Das einzig Originelle an den Vorwürfen ist, daß sie sich gegen einen Verein richten, der sonst sein Auskommen im „Kampf gegen Rechts“ findet. Vorsorglich bemüht Devi eine „Grundrechtsklarheit“, von der aus er sowohl „Islamismus als auch Rechtsextremismus und –populismus“ entgegentreten will. Derart immunisiert erlaubt sich Devi-Leiter Michael Hammerbacher Provokantes. Die Situation in Neukölln sei ähnlich wie in den „national befreiten Zonen“ der Nachwendezeit. „Das ist meiner Ansicht nach demokratiegefährdend.“

Doch hier gibt sich der Staat plötzlich knausrig. Schon die Projektbewilligung vor einem Jahr geriet zum Politikum, eine Anschlußförderung ist fraglich. Wozu auch, muß ehrlicherweise gefragt werden. Als Hatun Sürücü von ihrer Familie ermordet wurde, berichteten Neuköllner Lehrer von Schülern, die das Verbrechen rechtfertigten. Das war vor sechzehn Jahren. Was für Erkenntnisse brauchen wir noch?