© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Serben drohen mit Abspaltung von Bosnien
Keine friedliche Zukunft in Sicht
Hans-Jürgen Georgi

Bosnien und Herzgowina findet nicht zur Ruhe. Wie auch! Seit Existenzbeginn des selbständigen Staates Bosnien-Herzegowina (BiH) bestimmen drei „nationalistische“ Parteien die Politik in den Staatsteilen und im Gesamtstaat: muslimische Bosniaken, orthodoxe Serben und katholische Kroaten. Es gab die verschiedenartigsten Versuche der internationalen Gemeinschaft, diese „Nationalisten“, insbesondere bei den Serben und Kroaten, kaltzustellen oder „bürgerliche“ Parteien ohne „nationale Vorzeichen“ zu unterstützen, immer ohne Erfolg. Vor allem die EU tat sich hier durch die Unterstützung der bosniakischen Hälfte der Bevölkerung hervor.

Die Bosniaken wollen die faktische Aufhebung des Dayton-Vertrages, der auf einer Machtbalance der drei ethnischen Gemeinschaften beruht. Sie möchten die „Nationalismen“ ganz beseitigen und aus dem Dreivölkerstaat einen „bürgerlichen“ Staat ohne „nationale Vorzeichen“, faktisch aber einen muslimischen machen.

Wie bei allen Wahlen zuvor, so auch bei den letzten, siegten wieder die Parteien der drei konstituierenden Völker. Der Versuch einer Beseitigung dieser „Nationalismen“ würde aber die angedrohte endgültige Abtrennung der serbischen Republika Srpska bedeuten, wobei die Grenzverläufe erhebliches Konfliktpotential bieten und Srpska in einen Ost- und einen Westteil gespalten wäre. Die andere Teilrepublik hingegen, die Föderation BiH, würde sicher zu einem, von den Bosniaken dominierten muslimischen Staat werden.