© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Zitate

„Wenn ich mir wegen jeder Kleinigkeit, die jemand sagt, Sorgen machen würde und versuchen müßte, etwas zu ändern, dann wäre ich nicht ich selbst. Deshalb empfinde ich Cancel Culture auch als etwas so Lächerliches. Ich habe mich nie wirklich für Cancel Culture interessiert. Wenn wir jemanden für etwas, das er in seiner Vergangenheit getan oder gesagt hat, ausschließen, dann laden wir ihn nicht zu der Debatte ein, die zu Verständnis führen kann.“

Kim Kardashian, US-Schauspielerin und Instagram-Influencerin, in der „Welt am Sonntag“ am 2. Januar





„Schon die Rettung Griechenlands widersprach dem Bail-out-Verbot. Es folgte der europäische Rettungsschirm ESM, mit dem der Regelbruch institutionalisiert wurde. Später in der Pandemie kam der ‘Wiederaufbaufonds’ von 750 Milliarden Euro, für den sich die Kommission selbst verschulden kann – auch das widersprach den Verträgen. (…) Als nächster Schritt stehen die Maastricht-Kriterien zur Disposition. Weil die Schuldenquoten vieler Länder weit jenseits der 100-Prozent-Marke liegen, Rekordhalter sind Griechenland und Italien, werden die Regeln wie üblich an die Realität angepaßt – nicht etwa umgekehrt. (...) Die Währungsunion war bislang nicht in der Lage, die fundamentalen Voraussetzungen ihrer Funktionsfähigkeit selbst hervorzubringen. Als Gemeinschaft einer harten Währung wurde sie gegründet. In einem schleichenden Prozeß wird sie nun peu à peu zu einer Transfergemeinschaft.“

Jens Münchrath, Auslandsredakteur, über „20 Jahre Euro“ im „Handelsblatt“ am 3. Januar





„Es gibt keine staatliche Zensur in der Bundesrepublik, keine Reichspressekammer, keine Reichspresseschule und kein ‘Rotes Kloster’ wie in der DDR, in dem angehenden Journalisten beigebracht wurde, wie sie die staatlich verordnete Wahrheit dem Volk vermitteln sollen. Was es dagegen gibt, das sind private Organisationen, Vereine, NGOs und Stiftungen, die an die Stelle staatlicher Zensur­instanzen getreten sind. (…) Und der Tropf, an dem sie alle hängen, heißt ‘Demokratie leben!’, ein millionenschweres Programm der Bundesregierung zur Förderung demokratischen Bewußtseins in der Bevölkerung, die von ‘Querdenkern’ und anderen negativen Elementen in die Irre geführt wird.“

Henryk M. Broder, Publizist, auf dem Blog „Achgut.com“ am 3. Januar





„Nicht an der Freiheit des anderen findet meine eigene Freiheit ihre Grenze, wie oft gesagt wird, sondern an dem Mitgefühl mit dem anderen, den ich mit meinem Freiheitsstreben womöglich einenge, beschränke oder verletze. Wer Freiheitsstreben ohne Mitgefühl denkt, braucht Hilfskonstruktionen wie eine ‘kollektive Freiheit’ oder gar ‘kollektive Ziele’, mit denen dann die angeblich egoistische Freiheit des Einzelnen beschränkt und beschnitten werden müßte. Bei solchen kollektiven Freiheiten bleibt aber immer das Problem, daß es eine Instanz geben muß, die festlegt, was die kollektiven Ziele und Interessen sind. Wo die Menschengruppen zu groß werden, um dies tatsächlich in dem davon betroffenen Kollektiv auszuhandeln, wird der Willkür, der Überredung und womöglich der Diktatur unter dem Vorwand angeblicher Ideale und großer Ziele die Tür geöffnet.“

Jörg Phil Friedrich, Diplom-Meteorologe, Master of Arts der Philosophie und Mitgründer des Software-Unternehmens Indal in Münster, im Deutschlandfunk Kultur am 4. Januar