© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Carla Reemtsma ist so süß! Und sie weiß alles besser als wir. Die „Klima“-Ikone ist das niedliche Gesicht des Totalitarismus.
Revolution und Ponyhof
Fabian Schmidt-Ahmad

Jeder Totalitarismus war am Anfang einmal eine rebellische Jugendbewegung. Doch waren es fast immer junge Männer, die sich Straßenschlachten lieferten, bis dann die neue Gesellschaft errichtet war und dem einzelnen ihr Joch aufzwang. Von Mädchen-Revolutionen ist in der Geschichte kaum zu hören. „Fridays for Future“ ist da anders: Vom Anspruch her totalitär, nach den Gesichtern aber ein Ponyhof. So auch Carla Reemtsma, die uns neben ihrer Cousine Luisa Neubauer als das „deutsche Gesicht“ von FfF präsentiert wird.

Mit der „Authentizität“ einer gecasteten Popgruppe stellen die Medien, vor allem die Öffentlich-Rechtlichen, die Sprößlinge der Hamburger Kaufmannsfamilie Reemtsma als Stimme „der Jugend“ vor – Typ: charmant-naive Idealisten. Während Neubauer, Jahrgang 1996, Lautsprecher der Bewegung ist, kommt der zwei Jahre jüngeren Reemtsma die Rolle des Nesthäkchens zu. 

Geboren 1998 in Berlin, hat sie das Gymnasium im wohlhabenden Bezirk Zehlendorf besucht und auch sonst ein ausgeplüschtes Leben geführt. Mit der Sorglosigkeit wächst die Langeweile – und so suchte sich die Schülerin die Sorgen anderer: „Klima und Umwelt, Feminismus und Gleichberechtigung fand ich immer schon spannend.“ Naturbegabt ist sie, aber erst 2015 begann mit dem Wirtschafts- und Politikstudium an der Uni Münster zugleich die ideologische Kaderschule. Das Ergebnis: ein wandelnder Dunning-Kruger-Effekt. Die beiden US-Psychologen fanden 1999 heraus, daß bornierte Menschen zu großem Selbstvertrauen neigen, da sie ihre Beschränktheit für Weitsicht halten.

„Klimagerechtigkeit oder Randale!“ droht die kleine Carla – als putzige Dekoration gefährlicher Entwicklungen.

Natürlich ist es Privileg der Jugend, ahnungslos und besserwisserisch zugleich zu sein und Erfahrenere altklug zu nerven. Vor allem deren weiblicher Teil gilt dann als „süß“. Wütend reckt die schmächtige, kleine Reemtsma ein Schild in die Höhe, auf dem sie Deutschland droht: „Climate Justice or Riot!“ („Klimagerechtigkeit oder Randale!“). Oder sie postet poppige Memes, deren Fremdschäm-Potential lässig mit Grünen-Werbespots mithält. Sollte sich der Backfisch später der Klimasünde hingeben und Kinder gebären, wäre ihre elterliche Autorität für immer dahin, bekämen diese jene und andere ihrer Jugendsünden zu Gesicht.

Nur, wenn die kreischende Niedlichkeit einmal über ihre Lebensführung, ihre Zukunft bestimmt, weil sie von interessierter Seite in die richtige Position gebracht worden ist, wird ihnen das Lachen im Halse steckenbleiben. FfF brauche „eine Radikalisierung“ der Aktionen, forderte sie bei Lanz. „Das ist ein gefährliches Wort“, warnt ein ebenfalls geladener Politologe und Lanz bohrt irritiert nach, was sie meine. Doch Reemtsma scheint die Brisanz des Begriffs nicht klar zu sein.

Es muß ihr zugerechnet werden, daß sie wohl keine Ahnung hat, was sie redet. Als „antifaschistisch“ bezeichnet sie sich etwa. Doch nicht nur militante Linke dürften Probleme haben, sich die höhere Tochter in klandestinen Netzwerken vorzustellen. Letztlich bleiben sie und die anderen in den Medien nach vorne geschobenen FfF-Mädchen die putzige Dekoration für eine Entwicklung, deren Ende sie besser nicht erleben sollten. Denn irgendwann treten hinter den „netten“ Mädchen stets die zornigen, jungen Männer, die sich nur allzu leicht verführen lassen, hervor, die dann nicht mehr nur kreischen.