© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

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Bosnien: „Niemand hier plant eine Sezession“ 

BANJA LUKA. Der bosnische Serbenführer Milorad Dodik hat dementiert, Republika Srpska von Bosnien-Herzegowina abspalten zu wollen. „Niemand hier plant eine Sezession“, erklärte der 62jährige frühere Premier und Präsident in der Welt am Sonntag. „Wir kämpfen lediglich für die verfassungsmäßige Ordnung.“ Allerdings habe ein US-Professor in einem Artikel geschrieben, daß eine Abspaltung die Heilung für Bosnien-Herzegowina sein könnte. Den CSU-Politiker Christian Schmidt, der seit 2021 Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina ist und in dieser Funktion den Dayton-Friedensvertrag von 1995 überwacht, erkennt Dodik aber weiterhin nicht an: „Das Dayton-Abkommen schreibt vor, daß der Hohe Repräsentant von den Unterzeichnern – von denen die Republika Srpska einer ist – ernannt und vom UN-Sicherheitsrat bestätigt werden muß. Nichts davon ist passiert“, meinte Dodik. „Wir sind die einzige Kolonie in Europa. Laut Verfassung ist die gesamtstaatliche Ebene weder für die Armee zuständig noch für das Steuersystem der indirekten Steuern, noch für das Justizwesen.“ Bis 2005 habe die Republika Srpska eine eigene Armee gehabt, aber dann sagte man uns, es wäre besser, wenn wir eine gemeinsame Armee mit Bosniern und Kroaten hätten. „Jetzt ist uns klar, daß das falsch war“, erläuterte Dodik, der orthodoxer Christ ist. „Wir wollen keine muslimische Armee. Und dorthin entwickelt sie sich. Kürzlich hat ein Gericht in Sarajevo entschieden, daß Soldaten muslimischen Glaubens das Recht haben, religiöse Bärte zu tragen. Und daß weibliche Mitglieder der Streitkräfte sich verschleiern dürfen.“ Darüber wolle er nun verhandeln: „Wenn wir uns einigen, könnten wir Teil davon bleiben. Wenn nicht, werden wir Alternativen in Betracht ziehen“, so Dodik. (fis)

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Atomkraft „klimatisch reine Energiequelle“

PRAG. Die tschechische Regierung hat die Pläne der EU-Kommission begrüßt, Atomkraft und Erdgas als „grüne Energiequellen“ einzustufen. Dies sei ein gutes Signal und einer der Schlüssel zur energetischen Selbstversorgung, erklärte Ministerpräsident Petr Fiala von der rechtsliberalen Partei ODS. Die christdemokratische Umweltministerin Anna Hubáčková sieht in AKWs den Ersatz für Kohle. So könne ihr Land schrittweise zu „klimatisch reinen Energiequellen“ übergehen. 2020 kamen 41 Prozent des in der Tschechei erzeugten Stroms aus dem südböhmischen AKW Temelín und dem mährischen AKW Dukovany bei Brünn. 2021 stiegt die Atomstromproduktion um drei Prozent auf 30,73 Terawattstunden. Dies teilte ein Sprecher des Energiekonzerns ČEZ mit. Die Reaktorblöcke in Dukovany wurden zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen, Temelín ging im Jahr 2000 ans Netz. Im November begutachteten Experten des International Physical Protection Advisory Service (Ippas) der Atomenergie-Organisation IAEA die beiden AKW. Die Ippas-Inspekteure gaben dem Betreiber ČEZ vier Empfehlungen zur weiteren Verbesserung der Sicherheitssysteme. Gleichzeitig lobten sie 15 „Good Practices“, das sind nachahmenswerte Beispiele für andere Nuklearbetreiber weltweit. Auch das Lager für Atomabfälle in Temelín sei von den Experten aus Finnland, Deutschland, Ungarn und Polen inspiziert worden, teilte das Amt für Reaktorsicherheit (SÚJB) mit. (fis)