© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Zeitschriftenkritik: Krautzone
Verschwörungen als tägliches Brot
Werner Olles

Sind Verschwörungstheoretiker „Schwurbler“ oder doch eher „Selberdenker“? Dieser Frage geht die aktuelle Ausgabe (Dezember/Januar 2021/2022) des sechsmal jährlich erscheinenden Magazins Krautzone nach. Natürlich ist alles Politische immer auch irgendwie „Verschwörung“, und derartige Machenschaften gibt es in jedem Kaninchenzüchterverein. So kommt der Leitartikel zu der Einschätzung, daß „die Verleumdung als Verschwörungstheoretiker schlichtweg eine staatliche Abwehrstrategie“ sei. Tatsächlich sieht der unvoreingenommene Beobachter auf den „Querdenker“-Demonstrationen einen Querschnitt der Gesellschaft: Familien, Rentner, junge Leute und zahlreiche Skeptiker, die den Maßnahmen des Corona-Regimes mißtrauen. Erinnert man sich an das Kennedy-Attentat 1963 oder an die Lüge der US-Regierung, daß Saddam Hussein Chemiewaffen habe, woraufhin der verheerende zweite Irak-Krieg vom Zaun gebrochen wurde, entpuppen sich Verschwörungstheorien schnell als Theorien, die oft berechtigt sind. Der US-Geheimdienst CIA reagierte mit diesem Begriff auf die Zweifel an der Alleintäterschaft von Lee Harvey Oswald an der Ermordung Kennedys. Eingesetzt hatte den umstrittenen „Warren-Report“ der ehemalige CIA-Direktor Allen W. Dulles, bis heute gelten die gelieferten Erkenntnisse vom „Einzeltäter“ trotz aller Wiedersprüche als offizielle „Wahrheit“. Man muß also nicht die Echsenmenschen oder eine nicht stattgefundene Mondlandung bemühen, um zu verstehen, daß Verschwörungen jeglicher Art das tägliche Brot von Geheimdiensten, Regierungen, Finanz-Eliten und willfährigen Medien sind.

War Spanien unter Franco eine faschistische Diktatur, wie Liberale und Linke bis heute behaupten? Die Krautzone kommt zu dem Resultat, daß Francos Herrschaft autoritär, aber weder totalitär wie die kommunistischen Regime noch faschistisch wie Mussolinis Italien war. Francos Putschisten bildeten eine „bunte“ Allianz aus königstreuen Monarchisten, katholischen Reaktionären und nationalsyndikalistischen Falangisten, deren Führer José Antonio Primo de Rivera sich noch am ehesten am romanischen Faschismus orientierte. Nach seiner Hinrichtung durch die Volksfront-Regierung und Francos Sieg wurden die Falangisten „gleichgeschaltet“ und von der Macht verdrängt, während Kirche und Militär die eigentlichen Stützen Francos bildeten.

Weitere Beiträge befassen sich mit den „Gefahren einer Mehrheitsgesellschaft“ (Max Reinhardt), dem katholisch-konservativen Schriftsteller J. R. R. Tolkien und seinem Werk (Fridericus Vesargo) sowie mit dem Thema „Frauenquote und weibliche Politiker“ (Reinhild Boßdorf).

Kontakt: Blutdruck-Verlag, Oberstraße. 3, 47829 Krefeld. Das Einzelheft kostet 6,90 Euro, ein Jahresabo 39,90 Euro.  www.kraut-zone.de