© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

CD-Kritik: Biffy Clyro – The Myth of the Happily Ever After
Mit Wermutstropfen
Eric Steinberg

Die schottische Band Biffy Clyro war schon immer eine Wundertüte, die sich in keine der üblichen Rock-Schubladen einordnen ließ. Auch das neue Album „The Myth of the Happily Ever After“ kommt mit seinen elf Titeln und einer Spielzeit von 50 Minuten sehr facettenreich daher und läßt sich bestenfalls dem weiten Universum des Alternative Rock zuordnen. Entstanden aus alten Songwriting-Prozessen vor der Corona-Pandemie, wirkt es zeitweise düster-melancholisch.

Das liegt vor allem an den Texten des Sängers und Gitarristen Simon Neil (42): „I don’t know right from wrong. All I need’s some direction“, heißt es beispielsweise in dem Song „Holy Water“. Genauso wie das lyrische Ich im Lied bewegt sich auch der Großteil der restlichen Titel in keine vorgeschriebene Richtung. Die Stücke besitzen fast durchweg eine abwechslungsreiche musikalische Struktur, sind mal leise und zärtlich, mal treibend rifflastig und rockig. Synthesizer-Sounds lassen auf „Separate Missions“ sogar einen kleinen Ausflug in die achtziger Jahre zu. Gelungen ist der vielschichtige Aufbau vor allem während des Songs „Unknown Male 01“. Das Lied beginnt mit sanften Orgelklängen und Neils hoher Stimme, danach vollendet sich der Sechsminüter in gitarrenlastiger Rockpower. Ähnlich gelungen ist „A Hunger In Your Haunt“, der mit 1,8 Millionen Streams auf Spotify der zahlentechnische Vorreiter des Albums ist.

Ein Wermutstropfen freilich bleibt: Bei aller Kreativität bilden herausstechende Songs wie diese die Ausnahme. 

Biffy Clyro The Myth of the Happily Ever After Warner Music International 2021  www.biffyclyro.com