© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Chancen nutzen mit dem Crash
Marc Friedrichs düstere Szenarien und wie man sie nutzt
Martin Krüger

Auf verständlichen 377 Seiten erklärt Beststellerautor Marc Friedrich eine Zeitenwende. Er gilt als einer von Deutschlands versiertesten Finanzexperten – gestählt vom Erleben der Staatspleite Argentiniens 2001.

Das Buch beginnt mit Schockprognosen: Corona als Brandbeschleuniger, Aufblähen des Sozialstaates wie in der Antike und der eben größte Crash aller Zeiten. Friedrich bezieht diesen auch auf Politik, Gesellschaft, sogar das Leben, Reisen und Arbeiten. Bereits im Frühjar 2021 warnte er: „Nicht auszudenken, was passiert, wenn es zu einer vierten Welle kommen sollte.“ Der Bankier Fürstenberg kommt zu Wort: „Wenn der Staat Pleite macht, geht natürlich nicht der Staat Pleite, sondern seine Bürger.“ Das langjährige Agieren von Staaten und Notenbanken empfielt sich seiner Meinung nach dem Guiness-Buch als historisch größter Vermögenstransfer. Es kommt in den Sinn: Gold ist für Optimisten, Konserven für Realisten. Damit wird das Buch fast zum Ratgeber. Verschiedene Szenarien werden beleuchtet, gewichtet und münden mit Empfehlungen im Kapitel „Was mache ich mit meinem Geld?“ Tenor: Die Krise als Chance anzunehmen. Grafiken und Tabellen runden das Buch anschaulich ab.

Die fünf Kapitel werden mit Zitaten von Persönlichkeiten wie da Vinci oder Mark Twain garniert. Schmissig und klar sind auch Friedrichs Formulierungen: „Man sollte sich nicht zu sehr auf die Politik verlassen“, oder daß der „Euro scheitern wird.“ Friedrich warnt vor einer Diktatur durch die Digitalisierung der Währungen. Mahnungen und Erklärungen fehlen nicht. So der Hinweis auf das heilige Versprechen, die Steueridentifikationsnummer nur zu steuerlichen Zwecken zu nutzen. Jüngst übernahm die nationale Steuerverwaltung die Corona-Datenverwaltung Italiens. Immobilienbesitzer werden an den Schuldenlastenausgleich und die Hauszinssteuer von 1923 erinnert. Dem „Betongold“ sagt der Autor einen vierzigprozentigen Verlust voraus. Friedrich sieht aber auch Chancen, sein Geld dem Bankenkreislauf zu entziehen. Den Bitcoin sieht der Experte als Geschenk des Himmels samt Hoffnung auf Freiheit. Ratgebercharakter hat auch der Tip, die DuckDuckGo-Suchmaschine wegen der Privatsphäre zu nutzen. Überhaupt erfährt der Leser einen Rundumschlag über Rohstoffe, Industriemetalle bis zu Uran.

Ein Voltaire-Zitat gleicht einem Schlußwort: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“ Passend ist dazu Friedrichs pessimistisches Szenario: Melt-up, Reflation. Alles explodiert. Dann finaler Kollaps. Wahrscheinlichkeit sechzig Prozent. Das ergebe allerdings auch große Chancen. 

Marc Friedrich: Die größte Chance aller Zeiten. Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögenstransfer der Menschheit profitieren.FinanzBuch Verlag, München 2021, gebunden, 384 Seiten, 22 Euro