© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/22 / 07. Januar 2022

Mit dem Tomahawk durch die Wellen
Den Corona-Einschränkungen trotzen: Qualitätsfleisch gibt es auch im Internet zu bestellen
Maik Stüssel / Gil Barkei

Wenn zunehmend viele renommierte Wissenschaftler den Verzehr von Steak, Innereien und Co. preisen (JF 46/2021), ist damit in erster Linie nicht das Superangebot der Woche in Form von 750 Gramm Rinderhackfleisch für 2,99 Euro gemeint. Um qualitativ hochwertiges Fleisch zu ergattern, bleibt dem Fleischesser oftmals nichts anderes übrig, als den nächstgelegenen Biomarkt oder Landmetzger aufzusuchen. Für allediejenigen, die nicht in Berlin-Kreuzberg leben und mindestens fünf Bioläden um die Ecke haben oder auf dem Dorf wohnen, heißt, das entweder eine lange Fahrt auf sich zu nehmen, beim Superangebot zu bleiben oder zumindest bei Fleischprodukten gemäß EU-Biostandard zuzugreifen. 

Oder gibt es womöglich noch weitere Möglichkeiten? Wie die fast zwei Jahre andauernde Corona-Hysterie samt Einschränkungen in Einzelhandel und Gastronomie offenbart hat, lassen sich immer mehr Menschen Pizza & Co. an die Wohnungstür bringen (JF 48/20). Wieso dann nicht auch biologisch erzeugte Steaks, Salamis oder gar Wildprodukte nach Hause liefern lassen?

Im Internet gibt es zahlreiche Anbieter, die sich auf unterschiedliche Produktbereiche spezialisiert haben. Landluft.bio bietet ein breitgefächertes Sortiment von Rind- bis Schweinefleisch, von Grillgut bis Salami. Seinen Online-Einkauf kann der Kunde mit Apfelsaft, Wein, Honig und Marmelade abrunden. Alle Fleischprodukte sind nicht nur gemäß EU-Öko-Verordnung zertifiziert, sondern erfüllen die strengeren Ansprüche von „Naturland“, einem internationalen Verband für ökologischen Landbau. Bei „Schröder’s Bio Fleisch- und Wurstwaren“  auf bio-fleischer-laden.de gibt es dagegen „Bioland“, „Demeter“ und „Biokreis“, die jedoch allesamt gleichwertige Standards voraussetzen, um entsprechend zertifiziert zu werden. Auch hier gibt es Frischfleisch sowie Schinken und Eingemachtes. 

Ebenfalls den Normen von „Bioland“ entsprechend verkauft „Josef’s Bio“ aus Frankfurt am Main Ente, Gans, Hähnchen, Pute und Lamm. Neben Knochenbrühe und Dry Aged Burger Patties gibt es hier auch besondere Rinderstücke und -schnitte wie Porterhouse, T-Bone, Wagyu und das brachiale Tomahawk zwischen 1,7 und 2,2 Kilogramm.

Nicht jeder hat die Gelegenheit, selbst auf die Jagd zu gehen

Komplett auf Wildprodukte spezialisiert hat sich „Wildviertel“ aus Österreich. Die Rohschinken, Pasteten, Knabbernossi und Jausenwürste aus dem Waldviertel sind in Dorfläden, kleinen Supermärkten und online erhältlich. „Ich habe mich mitten im Lockdown selbständig gemacht, und nachdem die Hürde der damit einhergehenden Auflagen beseitigt war, war die Nachfrage von Beginn an enorm“, sagt die Gründerin und leidenschaftliche Jägerin Verena Rosenkranz der JUNGEN FREIHEIT. „Die Kunden haben begonnen, beim Konsum umzudenken, und wer es sich leisten kann, setzt vermehrt auf Regionalität und Qualität.“ Vor allem die Frage nach dem Woher sei immer relevanter geworden. Gerade viele Stadtbewohner hätten jedoch nicht die Möglichkeit, selbst zu jagen, und nutzten daher das Bestellangebot.

Die Kontaktminimierung durch den Internethandel über wildviertel.com sei in Pandemiezeiten zwar ein Plus, aber eigentlich ein „persönlicher Nachteil“, meint die dreifache Mutter lachend und verweist auf den direkten Austausch mit den Kunden: „Neben Tips für die Zubereitung lernt man da auch die echten Gourmets mal persönlich kennen.“ 

Den Kauf von Reh, Hirsch und Wildschwein vermitteln will auch die „Waldfleisch-App“. Sie bietet ausschließlich Wildfleisch aus der jeweiligen Region des Nutzers an. Dieser bekommt direkten Zugriff auf geschossene Ware von Jägern, die ihre erlegten Stücke gemäß EU-Lebensmittelrecht selbst oder von lokalen Fleischern verarbeiten lassen.

Preislich gesehen reicht das Wild- beziehungsweise Bio-Fleisch selbstverständlich nicht an das Superangebot der Woche des örtlichen Discounters heran, jedoch sollten die Qualität und die Herkunft des Fleisches den tieferen Griff in den Geldbeutel wert sein. Die Lieferung nimmt den Anbietern zufolge sieben bis zehn Tage in Anspruch und erfolgt mit Hilfe von Vakuumverpackungen und Thermoboxen, die mit Kühlelementen bestückt sind, so daß das Fleisch annähernd frisch den Weg in die Pfanne oder den heimischen Kühlschrank finden kann.

Corona-Einschränkungen lassen den abgebrühten Fleisch-Connaisseur kalt. Das Internet bietet zahlreiche kundenfreundliche Möglichkeiten, sich mit hochwertigen tierischen Eiweißen einzudecken, um wohlgenährt die drölfzigste Corona-Welle zu überstehen. Zeit, um Herd, Grill und Smoker anzuwerfen.

 wildviertel.com

 landluft.bio

 bio-fleischer-laden.de

Foto: Viele Städter haben keinen Landmetzger um die Ecke, achten aber bei ihrer Ernährung zunehmend auf die Qualität und die Herkunft von Fleisch: Ob Wild oder Steak, die online bestellten Stücke werden mit Kühleinheiten im Paket zum Kunden geliefert