© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Meldungen

Meldestelle für anti-moslemischen Rassismus 

DÜSSELDORF. Nordrhein-Westfalens Regierung hat angekündigt, eine Meldestelle gegen anti-moslemischen Rassismus zu schaffen. „Wir wollen neben der Meldestelle Antisemitismus, die in diesem Jahr ihre Arbeit aufnimmt, neue Meldestellen für anti-moslemischen Rassismus, für Antiziganismus, anti-schwarzen und anti-asiatischen Rassismus sowie für Queer-Feindlichkeit aufbauen“, erläuterte die nordrhein-westfälische Staatssekretärin für Integration, Gonca Türkeli-Dehnert (CDU), am Sonntag gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Die Meldestellen sollen in Vereinen und Gemeinden angesiedelt werden, zu denen Betroffene ein besonderes Vertrauen hätten. „So bekommen wir einen genaueren Einblick und können noch zielgerichteter unterstützen“, unterstrich die Politikerin. Die Dunkelziffer bei Angriffen auf Moslems sei hoch. Betroffene brächten Übergriffe oder Sachbeschädigungen oftmals nicht zur Anzeige. Hintergrund der Ankündigung sind Schändungen moslemischer Gräber auf dem Hauptfriedhof der Stadt Iserlohn in der Silvesternacht. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisierte die Tat scharf. „Die Ehrung unserer Toten gehört zu den wichtigsten Elementen menschlicher Kultur – in jedem Land, in jeder Religion“, mahnte der Politiker. Auch der Fraktionsvorsitzende der SPD im Düsseldorfer Landtag, Thomas Kutschaty, verurteilte die Störung der Totenruhe. Sie sei „an Niedertracht nicht zu überbieten. Wer so etwas tut, will nicht Teil unserer Gesellschaft sein. Die betroffenen Opfer aber sind es.“ (fw)





Studie: Suizidversuche bei Kindern stark gestiegen  

ESSEN. Die Zahl der Kinder, die nach einem Suizidversuch auf der Intensivstation behandelt werden mußten, ist im zweiten Lockdown stark gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Essener Universitätsklinik. Demnach wurden zwischen März und Ende Mai 2021 bundesweit bis zu 500 Kinder auf Intensivstationen behandelt, weil sie versucht hatten, sich das Leben zu nehmen. Dies entspreche einem Anstieg von rund 400 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie, zitieren Medien den Leiter der dortigen Kinder-Intensivstation, Christian Dohna-Schwake. Während des ersten Lockdowns hingegen war die Zahl zurückgegangen. Die Studie stützt sich auf Daten von 27 deutschen Kinder-Intensivstationen. „Wir haben nicht mit dem Anstieg um das Dreifache gerechnet“, so Studienleiter Dohna-Schwake: „Das hat mich auf jeden Fall überrascht.“ Der zweite Lockdown samt Schulschließungen im Frühjahr vergangenen Jahres „hat sich aus meiner Sicht, obwohl er lockerer war, hingezogen wie ein Kaugummi. Es gab viel weniger Zuversicht, daß es jetzt endlich vorbeigeht“, sagte der Mediziner zu möglichen Ursachen. Das habe vor allem Kinder belastet, die schon zuvor unter Depressionen oder Angststörungen gelitten hätten. „Man weiß, daß die seelische Gesundheit deutlich gelitten hat“, sagte der Professor auf die Frage nach den Auslösern der hohen Fallzahlen. „Depressive Störungen, Angststörungen, auch Eßstörungen haben sich ja zum Teil verdoppelt, verdreifacht unter den Kindern und Jugendlichen“. Dabei wirkten „soziale Kontakte außerhalb sozialer Medien präventiv“, betonte Dohna-Schwake. Auf Basis der zur internationalen Veröffentlichung eingereichten Studie laute seine Empfehlung daher, die Schulen, „solange das irgendwie geht“, offenzuhalten. (vo)