© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Grüße aus … New York
Wie bei Harry Potter
Dennis Paulsen

Unter dem ehemaligen Bürgermeister „Putz“ (auch bekannt als Bill de Blasio) flog das Blei durch die Luft, so daß es der Bronx gelang, im Jahre 2021 die höchste Mordrate in New York City aufzuweisen. Also wie immer eine sagenumwobene gefährliche Ecke?

Dagegen zeigt der Campus der Fordham University eine wenig bekannte Seite des Stadtteils der Bronx. Die Jesuiten gründeten das charmant gelegene Institut 1841 mit dem Erwerb eines umfangreichen Areals. Einen großen Anteil davon verkauften die Christenbrüder später an die Stadt New York, welche dann den attraktiven Bronx Zoo und den Bronx Botanical Garden etablierte. Wir schlendern über den Martyrs’ Lawn entlang des Martyrs’ Court zum Hughes Building und landen auf dem Mittelpunkt der Anlage Edward’s Parade. Es wirkt ein wenig wie bei Harry Potter und erklärt wohl, warum dieses Plätzchen vielfach als Filmkulisse diente.

Die erste Station ist der Punch Bowl. Ein altes von deutschen Einwanderern etabliertes „Pilsener Haus“. 

Die Jesuitenkirche ist recht spartanisch eingerichtet, ich hatte etwas mehr Pomp erwartet. Alles Holz mit Ausnahme der Orgel, der Altar ein kleiner Aufsatz mit mehreren Weihnachtstannen als Schmuck daneben. Elektrische Kerzen. Immerhin ist es warm genug, um sich kurz zu setzen, das alte Gesangsbuch vor sich zu ergreifen, einen Blick hinein zu werfen und altbekannte Lieder wiederzusehen. 

Die Kirche zeigt Fotos, die das Jesuitenleben auf dem Campus beschreiben. Daneben auch die Listen der Gefallenen. Die Universität wird  immer noch von einem Jesuitenpater geführt, wenn sie sich sonst doch recht weltlich zeigt. Der Friedhof nebenan unterscheidet auf den Gräbern zwischen Priestern, Brüdern und Scholars. Nun sind wir in etwas nachdenklicher Stimmung und brauchen etwas Aufmunterung.

Die erste Station ist der Punch Bowl direkt an den Bahngleisen. Ein altes von deutschen Einwanderern etabliertes „Pilsener Haus“ mit selbstgebrautem Bier. Die deutsche Nachbarschaft hat sich in eine irisch-italienische verwandelt. Jeder kennt sich. Wir fallen auf, aber ein kurzes Einführungsgespräch läßt alle fünf Anwesenden einen Gruß in unsere Richtung folgen. Nach zwei Guinness erfolgt der Umzug ins nebenan gelegene „Bronx Alehouse“. Volle Hütte und gute Stimmung mit etwa 100 Bieren zur Auswahl. Neben uns eine Krankengymnastin mit ihrem Freund. Wir folgen dem Beispiel unserer Banknachbarn und starten mit einem Kentucky Bourbon Ale, lassen dann deutsche Weizenbiere folgen und schließen mit einem Gute-Nacht-Amaretto. Die Konversation dreht sich um den Umstand, daß die beiden zwar weggezogen sind, um eine Familie zu gründen, aber gern in die Bronx zurückkehren, um auszugehen. „Same here“, erklären wir und freuen uns auf den nächsten Besuch in der Bronx.