© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Die MV Werften und die Bremerhavener Lloyd-Werft sind insolvent
Verlorenes Glücksspiel
Martin Krüger

Für woke Journalisten aus dem Ländle ist die größte deutsche Werftenpleite seit den neunziger Jahren ein wahrer Segen. Denn warum sollte die öffentliche Hand „das Geschäftsmodell eines malaysischen Vergnügungskonzerns finanzieren, dessen Konzept darin besteht, die Kreuzfahrtklientel möglichst rund um die Uhr an Spieltischen und Automaten abzuzocken?“ fragte die FAZ angesichts dreistelliger Millionensummen, die als Wirtschaftsförderung und Exportgarantien in den verbliebenen norddeutschen Kreuzfahrtschiffbau geflossen sind. Die Antwort hätte sich der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck nicht getraut: „Sollte man in Zeiten der Klimakrise eine Branche stützen, die solche unglaublichen CO2-Schleudern herstellt? Nein.“ Daher sei es richtig, daß keine Gelder aus dem Corona-Fonds in den Erhalt von Arbeitsplätzen geflossen sind.

Tausende Mitarbeiter und Zulieferer der MV Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund sowie der Bremerhavener Lloyd-Werft sehen das natürlich anders. Sie sind zu Recht skeptisch, in der jährlich mit zweistelligen Milliardensummen von Stromkunden und dem Steuerzahler geförderten Windkraft- oder Wasserstoffbranche eine sichere Zukunft zu haben. Die Windparks auf Nord- und Ostsee sind weitgehend ausgereizt. Wasserstoff wird – wenn er sich mit politischer Druck und Klimapanik durchsetzen sollte – kostengünstig aus Ländern mit mehr Sonneneinstrahlung importiert wurden. Der eigentliche Mutterkonzern, die 1965 gegründete milliardenschwere Genting Group in Kuala Lumpur, die auch im Tourismus und in der Agrarbranche aktiv ist, wird die deutschen Insolvenzen und eine Pleite der Kreuzfahrtgesellschaft Genting Hong Kong überleben.

Das 342 Meter lange, noch unfertige Kasinoschiff „Global Dream“ für 9.500 Passagiere wird im Zweifel nach der Corona-Krise fertiggestellt – zu viel privates und öffentliches Geld steckt da nun schon drin. Der deutsche Insolvenzverwalter wird nach einer Lösung suchen. Die spielfreudigen und stolzen Asiaten lassen sich auch künftig nicht von besserwisserischen Deutschen vorschreiben, wie sie ihre Freizeit verbringen. Das deutsche Schiffbau-Know-how wird wohl leider nach Asien abwandern. Auch Frankreich und Rußland wären sogar eine Op­tion, denn diese beiden Länder sehen in Werften weiterhin eine strategische Branche.