© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

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Theaterintendant kritisiert geplante Umbenennungen

BERLIN. Der Intendant der Komischen Oper, Barrie Kosky (54), hat die geplante Umbenennung von Straßen in Berlin kritisiert. „Das ist keine ernsthafte Debatte, it’s marketing. Ich nehme es jedenfalls nicht ernst. Und ich denke, ein Großteil der Bevölkerung rollt ebenfalls mit den Augen“, betonte er am Montag im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Seine erste Reaktion auf ein diesbezügliches Dossier sei schallendes Gelächter gewesen. „Ich finde es lächerlich“, unterstrich der Australier. In dem vom Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn im Dezember veröffentlichten Gutachten werden 290 Straßennamen aufgeführt, die angeblich antisemitische Bezüge aufweisen. Gelistet sind unter anderem klassische deutsche Autoren wie Clemens Brentano und Achim von Arnim, der Reformator Martin Luther oder auch Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus wie etwa Martin Niemöller und Ulrich von Hassell. Kosky unterstrich, er finde es grauenhaft, daß jemand in Deutschland derartige Urteile treffe. „Listen sind gefährlich. Künstlerisch, politisch und gesellschaftlich. Und diese Liste ist nicht wirklich wissenschaftlich, sie ist eine dilettantische Provokation.“ Man habe im 20. Jahrhundert genug von solchen Gutachten gesehen. „Nicht nur in der Nazi-Zeit, sondern auch in der DDR. Im Deutschland des 21. Jahrhunderts sollte es ein Listenverbot geben.“ Kosky kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Nennung von Richard Wagner in dem Dossier. „Richard Wagner ist einer der wichtigsten Künstler aller Zeiten, das ist keine Frage“, stellte er fest. Als antisemitisch aufgezählt wird in der Expertise nicht nur der Komponist selbst, sondern auch die von ihm erfundenen Opernfiguren und die nach seinem Haus benannte „Wahnfriedstraße“. Barrie Kosky ist seit 2012 Intendant und Chefredakteur der Komischen Oper Berlin. Unter seiner Leitung wurde das Theater unter anderem als „Opernhaus des Jahres“ prämiert. 2014 inszenierte Kosky als erster jüdischstämmiger Regisseur eine Wagner-Oper bei den Bayreuther Festspielen. Der Autor des Dossiers, Felix Sassmannshausen, ist ein Leipziger Politikwissenschaftler, der regelmäßig auch für die linksextreme, antideutsche Wochenzeitung Jungle World schreibt. (fw)





Juli Zeh ist die erfolgreichste deutsche Autorin 2021 

FRANKFURT/MAIN. Der Roman „Über Menschen“ von Juli Zeh (JF 27/21) ist im vergangenen Jahr das zweiterfolgreichste Buch in Deutschland gewesen. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Media Control verkaufte es sich 570.000mal über alle Ausgabearten. Mit 700.000 Exemplaren an der Spitze steht „Der Gesang der Flusskrebse“ der US-amerikanischen Autorin und promovierten Verhaltensbiologin Delia Owens. Auf dem dritten Platz landete Hape Kerkelings Katzen-Buch „Pfoten vom Tisch“. (tha)

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Werbespruch einer neuen Standortmarketing-Kampagne, mit der Nordrhein-Westfalen um Investoren werben will