© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Filmkritik Hotel International
Episoden mit Stars
Werner Olles

Wegen des berüchtigten Londoner Nebels muß der Flughafen Heathrow seinen Betrieb einstellen. Die Passagiere des Fluges nach New York werden in dem renommierten Hotel „International“ untergebracht, um dort auf die Freigabe zu warten. Zu ihnen gehört auch die gelangweilte und vernachlässigte Frances Andros (Elizabeth Taylor), die ihren reichen Ehemann Paul (Richard Burton) verlassen will, um mit ihrem Geliebten ein neues Leben zu beginnen. Der Filmregisseur Max Buda (Orson Welles) möchte mit dem hübschen Starlet Gloria Gritti (Elsa Martinelli) einen neuen Film drehen, fürchtet aber die Steuerbehörde, die ihm auf den Fersen ist. Der Konzernchef Les Mangrum (Rod Taylor) und seine Sekretärin Miss Mead (Maggie Smith) wollen schnell in die USA, um bei Mangrums Bank einen Kredit zu ergattern, da er nur so die Übernahme seines Unternehmens durch einen Finanzmonopolisten verhindern kann. Ein weiterer Fluggast ist die Herzogin von Brighton (Margaret Rutherford), eine verarmte Adelige, die in Florida eine Stelle als stellvertretende Hoteldirektorin anstrebt.

Andros gelingt es schließlich, seine Ehefrau zu überzeugen, bei ihm zu bleiben. Miss Mead, die heimlich in ihren Chef verliebt ist, kann durch die finanzielle Hilfe von Andros die Firma ihres Chefs vor der Pleite bewahren, und auch die Wünsche der Herzogin von Brighton gehen in Erfüllung. Am nächsten Tag fliegt die Maschine mit zwölfstündiger Verspätung nach New York …

Anthony Asquiths Episodenfilm „Hotel International“ („The V.I.P.s“, 1963) brilliert mit einer wahren Starbesetzung. Doch das Ganze ist eine jener Grandhotel-Klamotten, die vergeblich versuchen, als gesellschaftskritisches Melodram zu reüssieren. Die Inszenierung bleibt weitgehend oberflächlich und mit Klischees überfrachtet. Dennoch reicht es zu einem leicht rührseligen Unterhaltungsfilm, dessen Episode des Liebespaares, das nach New York fliehen will, sogar auf einer wahren Begebenheit beruht. Damals wollte Vivian Leigh („Vom Winde verweht“) mit ihrem Geliebten Peter Finch in den USA neu anfangen, wurde aber von ihrem berühmten Ehemann Laurence Olivier in letzter Minute am Londoner Flughafen überredet, ihn nicht zu verlassen. Die Rolle der Frances sollte zunächst Sophia Loren spielen. Elizabeth Taylor, die seit „Cleopatra“ mit Richard Burton eine Affäre hatte, bestand jedoch auf der Partie.

DVD: Hotel International. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 114 Minuten