© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Ein Etappensieg für die Meinungsfreiheit
Youtube muß den gelöschten Kanal von Henryk M. Broders „Achse des Guten“ wiederherstellen
Ronald Berthold

Kritischer Journalismus im Internet hängt so stark wie nie zuvor von der Willkür amerikanischer Tech-Konzerne ab. Um so erfreulicher ist jeder Etappensieg für die Meinungsfreiheit.

Einen solchen hat nun auch das Internetportal „Achse des Guten“ (achgut.com) des bekannten Publizisten Henryk M. Broder errungen. Nach einer Komplettlöschung des zu der Seite gehörigen Youtube-Kanals muß das Videoportal diesen wiederherstellen. So hat es das Landgericht in Karlsruhe vergangene Woche entschieden. 

Mit der Löschung waren zunächst fast 200 der „Indubio“-Podcasts und alle Videokommentare Broders verschwunden. Das Unternehmen habe für seine Maßnahme keine wirklichen inhaltlichen Gründe angegeben, sagte der „Achse des Guten“-Autor Burk­hard Müller-Ullrich nach der Löschung. 

Der Kanal hatte sich zuletzt mehrfach kritisch mit den Corona-Maßnahmen und der von der Politik angekündigten Impfpflicht auseinandergesetzt. Bereits hier hatte Youtube ein Video mit dem Titel „Durchsicht: Aachener Impf-Monolog“ entfernt, wogegen das Medium mit Hilfe des Anwaltes Joachim Steinhöfel klagt. 

Offenbar bezog sich das Unternehmen bei der Total-Zensur auf seine „Community-Richtlinien“. Wer nach einer „Warnung“ in den kommenden 90 Tagen drei Verwarnungen erhält, ist seinen Kanal los. Der Jurist, der sich einen Namen in den Auseinandersetzungen mit Betreibern sozialer Netzwerke wegen Sperrungen und Löschungen gemacht hat, argumentierte, daß die Anwendung der Richtlinie, deren Rechtmäßigkeit er grundsätzlich in Frage stellt, auf „Achgut“ nicht zutreffe. Die Verwarnung zu der „Indubio“-Folge „Der Staatsvirus“ entfalle, weil Youtube den Podcast auf seine Beschwerde hin wiederhergestellt habe. Damit sollte er wohl recht behalten. 

Broder reagierte auf das Ganze wie gewohnt sarkastisch-süffisant. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT kommentierte er die Abschaltung mit den Worten: „Ich finde es erstaunlich, daß Youtube erst jetzt gemerkt hat, wie gefährlich wir sind. Die müssen wirklich besser aufpassen.“