© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Haltungsnote
Qualität statt Quote
Zita Tipold

Dirigentin Oksana Lyniv hat es geschafft – und das ganz ohne Quote. Als erste Frau ist die Ukrainerin neue Chefin des italienischen Opernorchesters in Bologna. Geradezu schicksalhaft handelt es sich bei der ersten Aufführung unter ihrer Leitung um kein geringeres Stück als Wagners „Walküre“. Die 44jährige, die sich in einer männerdominierten Branche bis nach oben gekämpft hat, war zuvor bereits die erste Dirigentin in der Geschichte der Bayreuther Festspiele. Dort stand sie etwa bei der Premiere des „Fliegenden Holländers“ am Pult.

Trotz aller Widrigkeiten, denen sie auf ihrem Weg trotzen mußte, wie dem Mißtrauen ihrer männlichen Kollegen, ist sie stolz, es aus eigener Kraft geschafft zu haben. Ab einem gewissen Punkt ihrer Karriere habe sie aufgehört, sich mit ihren Konkurrenten zu vergleichen. Was für sie zähle, sei ihrer Leidenschaft für die Musik nachzugehen. Mittlerweile habe sich überdies viel in Sachen Gleichberechtigung getan. Der Frauenanteil in Orchestern erhöhe sich zunehmend. 

Die Zahl durch Vorgaben zu beeinflussen, hält sie für den falschen Ansatz. „Ich bin gegen eine Frauenquote: Was zählen muß, ist Qualität“, sagte Lyniv im Gespräch mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera. „Wir Frauen können nur durch gesunden Wettbewerb Erfolg haben.“ Sie schreibe gerade Geschichte in dem Land, das die Musik erfunden habe und fühle sich geehrt, Teil eines „epochalen Wandels“ zu sein.