© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/22 / 14. Januar 2022

Kabinenklatsch
Eisern bleiben
Ronald Berthold

Als ich das Interview mit dem Präsidenten des 1. FC Union, Dirk Zingler, in der Welt las, fragte ich mich sofort, wann der mediale Absturz des Kultvereins zum vermeintlichen Nazi-Klub beginnen würde. Es dauerte nur einen Tag, dann folgten die Attacken auf seine Absage an Gendersprache und vegane Würstchen: Der Spiegel sieht die Eisernen im „Kulturkampf“, die 11Freunde macht den Klub mit einem erfundenen „Stadion-Knigge“ lächerlich. 

Als journalistische Guillotine zeigte sich der wie so oft als serviles Regierungsblatt daherkommende Tagesspiegel.  „Stammtischparolen“, fehlende „Weltoffenheit“, „peinlich“, „traurig“, „empörungsheischend“ – diese Vorwürfe prasseln nun auf den Funktionär ein. Solche Aussagen könne er „beim nächsten Kneipenstammtisch rauslassen“, aber „nicht in der Rolle des Präsidenten eines Bundesliga-Vereins“. Da waren sie wieder, die Befehle, was wer sagen darf und was nicht. Doch was hatte Zingler, der in Rekordzeit vom Medienliebling zur Haßfigur mutierte, wirklich gesagt? 

Den Ausschluß der Zuschauer aus den Stadien nannte er „unehrliche“ Symbolpolitik. Er kritisierte, daß zum Spiel an der frischen Luft nicht einmal getestete Geimpfte gehen dürften. Dann lehnte er es ab, in der Alten Försterei vegane Würstchen anzubieten. Als er auch noch seine Ablehnung gegenüber dem Gendern bekundete, bekamen Journalisten Schnappatmung. Überall sonst sind doch Regenbogenfähnchen angesagt. Besonders schlimm: „Wir sind kein Verein, der sich ständig anpaßt oder jedem Trend folgt. Was die Menschen bei uns bekommen, ist Verläßlichkeit.“ Im „multikulturellen Berlin“ gehe das gar nicht, meint der „Tagesspitzel“. Als Herthaner sage ich: Bleiben Sie eisern, Dirk Zingler.