© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Wie Lauterbach Glaubwürdigkeit verspielt
Karlharte Corona-Politik
Mathias Pellack

Noch am Freitag behauptete Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Änderung der Corona-Schutzverordnung sei „rein wissenschaftlich“ und „nicht politisch“ motiviert. Doch dann beschneiden zwei ihm unterstehende Behörden wie abgesprochen den G-Status von Millionen Menschen. Gestern noch ein Genesener? Dann erklärt das RKI heute, Sie hätten keinen rechtsgültigen Immunstatus. Gestern noch ein mit Johnson & Johnson (J&J) vollständig Geimpfter? Heute, sagt das PEI, reiche eine Spritze nicht mehr aus. Bei den teils widersprüchlichen föderalen Regelungen, den vielen ohnehin zweifelhaften Maßnahmen und der immens wachsenden Kritik an deren unbestimmter Fortdauer, ist das mehr als ein Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt. 

Die trotz aller Widersprüche mögliche Richtigkeit des Statusentzugs kann bei einer derart überfallartigen Änderung der Richtlinien gar nicht ins Gewicht fallen. Das ist einfach nur intransparente und nicht nachvollziehbare Politik. Selbst die zuständigen Pressestellen wußten nicht, wie ihnen geschieht, als dann am Montag viele Journalisten verwundert nachfragten, was denn mit dem Status der J&J-Geimpften und Genesenen sei. Obendrauf wurden diese neuen Richtlinien nur dürftig mit einer einzigen (!) britischen Untersuchung belegt. So kann wissenschaftsgeleitete Politik nicht funktionieren. Wenn es der Plan der Ampel-Regierung ist, Lauterbach so lange freie Hand zu geben, bis seine derzeit hohen Beliebtheitswerte sinken, dann ist Deutschland auf einem guten Weg raus aus dem Pandemiestatus.