© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Blutzufuhr der Woche
Nichts ist für immer
Felix Krautkrämer

Rund 65 Jahre ist es her, daß die Deutsche Zentrumspartei (DZP) bundespolitisch eine Rolle spielte – wenn auch nur eine geringe. Drei Abgeordnete stellte sie im Bundestag in der zweiten Legislaturperiode zwischen 1953 und 1957. Mit deren Ausscheiden begann dann endgültig der Leidensweg als Klein- und Kleinstpartei. Um so stolzer und glücklicher vermeldete die DZP am Dienstag, „endlich wieder einen Bundestagsabgeordneten in den eigenen Reihen begrüßen zu dürfen“. Der im Dezember aus der AfD ausgetretene und seither fraktionslose Abgeordnete Uwe Witt aus Schleswig-Holstein hatte sich entschieden, künftig unter der Flagge des Zentrums Politik zu machen. Sein Beitritt sei nicht weniger „als ein Signal des Aufbruchs und der neuen Aufstellung der Partei“, frohlockte die DZP. Und auch Witt ist zuversichtlich: „Mit der Zentrumspartei habe ich eine echte politische Oppositionspartei gefunden, die tief und fest in der Demokratie verwurzelt ist und fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht.“ Jedoch: Das Glück der frisch Verliebten dürfte zeitlich begrenzt sein. Denn Witt war über die Landesliste der AfD Schleswig-Holstein ins Parlament eingezogen. Vier Jahre zuvor kam er über das Ticket der AfD Nordrhein-Westfalen in den Bundestag. Ein Direktmandat bei der kommenden Wahl dürfte für ihn kaum zu erreichen sein. Ebenso wie der Sprung über die Fünfprozenthürde für die Deutsche Zentrumspartei. Damit wird  der nunmehr dritte Frühling der Zentrumspartei – nach einem Intermezzo 2008 in der Hamburger Bürgerschaft – wohl spätestens mit dem Ausscheiden Uwe Witts nach Ablauf der Legislaturperiode ein jähes Ende finden. Doch auch wenn alle Blumen verwelken: Der Ruhm für die Geschichtsbücher bleibt. Und die werden dann von immerhin vier Bundestagsabgeordneten der Zentrumspartei in der Geschichte der Bundesrepublik künden.