© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Filmkritik Millionenraub in San Francisco
Zum Verbrechen gezwungen
Werner Olles

San Francisco Mitte der 1960er Jahre. Inspektor Mike Vido (Van Heflin) wird zum Tatort eines Raubüberfalls in Chinatown gerufen, bei dem die Besitzerin des Ladens erschossen wurde. Zeugenaussagen und diverse Spuren deuten auf den ehemaligen Häftling Eddie Pedak (Alain Delon) hin, einen jungen Italo-Amerikaner mit zweifelhafter Vergangenheit, der Vido vor Jahren angeschossen und schwer verletzt hatte. Eddie, der inzwischen mit seiner schönen Frau Kristine (Ann-Margret) und der kleinen Tochter Kathy (Tammy Locke) ein unbescholtenes Leben führt, wird von Vido festgenommen. Der Augenzeuge kann ihn jedoch nicht identifizieren, und der Inspektor muß ihn wieder freilassen. Doch Eddie verliert durch die Nachstellungen und Verdächtigungen Vidos, der ihm immer noch nicht traut, seinen Job als Lkw-Fahrer und kann die Schulden der jungen Familie nicht mehr bezahlen.

In Wahrheit war Eddies älterer Bruder Walter (Jack Palance) mit zwei Komplizen an der Tat beteiligt. Die Bande plant jetzt, Eddies früheren Chef auszurauben. Um Kristine ihre zwielichtige Arbeit als Bardame zu ersparen, willigt Eddie ein, bei dem Raub mitzumachen. Der Coup gelingt, und die Gangster können zunächst untertauchen. Walters Kumpane wollen die Beute jedoch für sich allein, ermorden Eddies Bruder und entführen Kristine und Kathy. Eddie informiert Inspektor Vido und erklärt sich im Gegenzug für die Befreiung seiner Familie bereit, ein Geständnis abzulegen. Bei der vereinbarten Übergabe kommt es zu einem Schußwechsel …

Ralph Nelsons („Das Wiegenlied vom Totschlag“) Kriminalthriller „Millionenraub in San Francisco“ („Once a Thief“, USA/Frankreich 1965) nach dem gleichnamigen Roman von Zekial Marko, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ist zwar kein klassischer Film Noir, bietet aber durch seine straffe und geradlinige Inszenierung eine „differenzierte Konfliktstellung und Psychologie“ (Filmdienst), die durch Lalo Schifrins kongeniale Musik noch gesteigert wird. Der pessimistische Handlungsverlauf konterkariert zudem perfekt die genre-üblichen Hollywood-Reißer, während die Hauptdarsteller Alain Delon, Van Heflin, Ann-Margret und Jack Palance ihre Rollen in dem harten Gangsterfilm überzeugend gestalten.

Als Bonus bietet die DVD ein informatives und bebildertes Beiheft (Nachdruck der Illustrierten Filmbühne).

DVD: Millionenraub in San Francisco. Pidax-Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 102 Minuten