© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Multiperspektive statt Einseitigkeit
Online-Magazin „Multipolar“: Das Weltgeschehen soll aus mehreren Blickwinkeln heraus beleuchtet werden
Christian Schreiber

Der Name bedarf zunächst einer Erklärung. Vor rund zwei Jahren startete das Online-Magazin Multipolar. Die Welt, so schreiben es die drei Gründer, sei nach der „unipolaren US-Hegemonie“ eben multipolar geworden. Und daher benötige es „kritischen Journalismus, der das Weltgeschehen von mehreren Facetten aus beleuchtet.“ 

Gleichberechtigte Herausgeber sind der freie Journalist und Osteuropa-Experte Stefan Korinth, der Buchautor und Hörfunk-Reporter Paul Schreyer sowie der Autor Ulrich Teusch, der 2013 für das Buch „Nicht schwindelfrei – Über die Lügen der Politik“ den Roman-Herzog-Medienpreis erhielt. Bürgerliche Existenzen also. Das schützt sie freilich nicht davor, ins rechte Ghetto gesteckt zu werden. So zählt die linke Zeitung Neues Deutschland Schreyer zum „Umfeld des Verschwörungstheoretikers Ken Jebsen“. 

Belege für eine eindeutige politische Positionierung finden sich auf dem Online-Auftritt des Magazins, in dem bisher rund 100 Artikel publiziert wurden, nicht. Auffallend ist aber, daß Multipolar einen Schwerpunkt der aktuellen Arbeit dem Coronavirus widmet und dort eindeutig Meinungen abseits des „Mainstreams“ vertritt. So sind unter den „Aktuellen Empfehlungen“ Beiträge zu finden, die darüber spekulieren, ob das Coronavirus in einem mit US-Geldern finanzierten Labor im chinesischen Wuhan gezüchtet wurde. 

Doch nicht nur journalistisch sind die Herausgeber aktiv. „Wir versuchen weiterhin auch juristisch zur Aufarbeitung der Corona-Krise beizutragen“, heißt es auf der Seite. Schreyer als Multipolar-Mitherausgeber habe im vergangenen Jahr das Robert Koch-Institut (RKI) auf Offenlegung derjenigen Informationen verklagt, mit denen die Behörde im März 2020 eine „hohe Gefährdung“ der Bevölkerung gerechtfertigt habe, heißt es weiter. Erfolg habe er nur teilweise gehabt. Derzeit geht das Magazin erneut gerichtlich gegen das RKI vor, von dem es die Herausgabe der Protokolle seines Krisenstabes verlangt. 

Die Fokussierung auf das Corona-Thema wird offenbar nicht nur von den „freiwilligen Abonnenten“ honoriert, die fünf Euro pro Monat zahlen. Durchschnittlich hätten 30.000 Menschen die Artikel gelesen, teilen die Herausgeber mit. Mitunter seien es sogar sechsstellige Zahlen gewesen.