© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Meldungen

Mutmaßlicher Denunziant von Anne Frank offenbart 

AMSTERDAM. Das Tagebuch der Anne Frank entstand, während sich die Familie des jüdischen Mädchens in einem Amsterdamer Hinterhaus verbarg, um der Deportation zu entgehen. Allerdings wurde das Versteck im August 1944 verraten, was letztlich nur Anne Franks Vater Otto überlebte. In den vergangenen fünf Jahren hat ein internationales Team, dem auch der frühere FBI-Ermittler Vince Pankoke angehörte, zahlreiche Beweise gesichtet und etwa dreißig Theorien über die Identität des Denunzianten geprüft. Wie die Gruppe jetzt bekanntgab, handelte es sich bei diesem mit großer Wahrscheinlichkeit um den jüdischen Notar Arnold van den Bergh, welcher dem örtlichen Judenrat angehörte und mit den deutschen Besatzern kooperierte (De Telegraaf vom 17. Januar 2022). Als Hauptbeweis dient die Kopie eines anonymen Briefes an Otto Frank aus dem Jahre 1946, in dem der Name des Juristen auftaucht. Der soll den Sicherheitsdienst auf die Spur der Familie Frank gebracht haben, um seine Frau, seine drei Töchter und sich selbst zu retten. Tatsächlich überlebten alle fünf, ohne daß der mutmaßliche Verrat aufflog. Der Amsterdamer Historiker Johannes Houwink ten Cate bezweifelt hingegen die Beweiskraft des Briefes: „Zu großen Beschuldigungen gehören große Beweise. Und die gibt es nicht“, urteilte der niederländische Experte für Holocaust- und Genozidstudien am Dienstag im NRC Handelsblad. (ts)

 www.telegraaf.nl





Santorin-Vulkanausbruch: Tsunami-Opfer entdeckt 

WASHINGTON. Der Ausbruch des Vulkans Thera auf der heute zu Griechenland gehörenden Ägäis-Insel Santorin gehörte zu den folgenschwersten Naturkatastrophen dieser Art, seit es Menschen auf der Erde gibt. Durch die sogenannte Minoische Eruption im 17. oder 16. Jahrhundert v. Chr. wurden zahlreiche Hochkulturen im östlichen Mittelmeerraum in Mitleidenschaft gezogen. Negativ wirkten sich dabei nicht nur die gigantischen Aschewolken aus, sondern auch der Kollaps des Berges, welcher insgesamt vier Tsunamis verursachte, wie jetzt Forscher um Vasıf Şahoğlu von der Universität Ankara bei Ausgrabungen in Çeşme Bağlararasi herausfand (Online-Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Scienes vom 4. Januar 2022). Die Fundstelle an der türkischen Ägäis-Küste liegt mehr als 200 Kilometer von Santorin entfernt. Dennoch entdeckten die Wissenschaftler hier erstmals sterbliche Überreste einer Person, die eindeutig im Zusammenhang mit dem Vulkanausbruch vor 3.500 Jahren ums Leben gekommen war. Der Mann wurde von herabstürzenden Mauerteilen erschlagen und dann unter dem Tsunami-Geröll begraben. (ts)

 www.pnas.org





Erste Sätze

Das „Russische Staatsarchiv für soziopolische Geschichte“ ist ein klobiger 20er-Jahre-Bau, der durchaus an jenen Sarkophag erinnert, den man dem traurig-berühmten Kraftwerk von Tschernobyl verpaßt hat.

Eugen Ruge: Metropol. Roman, Hamburg 2019





Historisches Kalenderblatt

24. Januar 1962: Durch einen Tunnel in Berlin-Frohnau gelingt 28 Personen die spektakuläre Flucht aus Ost-Berlin. Diese erste größere Tunnelflucht (von einigen Dutzend) wird noch im gleichen Jahr unter dem Titel „Tunnel 28“ als US-deutsche Co-Produktion verfilmt.