© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Meldungen

Bevölkerungswachstum und mehr Überflutungsschäden

PALISADES. Durch Verstädterung, Hochwasserschutz und Zersiedlung von Flußtälern verändere sich die Intensität von Überflutungen und ihr räumlich-zeitliches Auftreten stark. Satellitenbilder von 2000 bis 2018 zeigen, daß weltweit eine Fläche von 2,23 Millionen Quadratkilometern Überflutungen ausgesetzt gewesen ist, die 290 Millionen Menschen betrafen. Der Gesamtschaden belief sich auf 651 Milliarden Dollar. Diese Katastrophenbilanz falle, wie ein Team um Beth Tellman (Earth Institute/Columbia University) herausfand, deutlich schlechter aus als in Klimamodellen prognostiziert. Die Forscher nutzten für ihre Analyse Daten des Dartmouth Flood Observatory, die 913 weltweite Überflutungen seit 2000 dokumentieren. Die meisten Ereignisse fanden in Asien (398) und Amerika (223) statt. Starkregen war dabei die häufigste Ursache. Die Zahl der Flutopfer habe sich vor allem dadurch erhöht, daß die Weltbevölkerung um 18,6 Prozent wuchs und mehr Menschen in überflutungsgefährdete Gebiete gezogen sind (Naturwissenschaftliche Rundschau, 11/21). (ck)

 www.earth.columbia.edu





UN-Klimagipfel: Mehr als erwartet, weniger als erhofft

AACHEN. Anders als von „Fridays for Future“-Aktivisten behauptet, hat der UN-Klimagipfel in Glasgow (COP26; JF 46/21) dem Kampf gegen die Erderwärmung doch genutzt. So lautet das Fazit, das der Verwaltungsrechtler Walter Frenz (RWTH Aachen) anhand der Gipfel-Beschlüsse zieht (Umwelt- und Planungsrecht, 1/22). Das Hauptziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 sei „geschärft“ worden, da die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius den COP-Vertragsstaaten keinen Spielraum mehr in Richtung zwei Grad lasse. Zwar hätten sie sich nicht völkerrechtlich verbindlich verpflichtet, aber akzeptiert, um die Folgen des Klimawandels auf ein Niveau zu begrenzen, aus dem keine schweren Umweltschäden resultieren. Einen „beachtlichen Fortschritt“ bedeute auch die Einrichtung eines „Geldtopfs“ für Hilfen bei klimabedingten Zerstörungen im globalen Süden. Leider hätten sich aber China und Indien durchgesetzt, den Ausstieg aus der Kohleverstromung zu verlangsamen. (ck)

 www.bur.rwth-aachen.de





Agrarwende: „Das Kind mit dem Bade ausschütten?“

LENNEWITZ. Die Freien Bauern, die Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, haben Umweltministerin Steffi Lemke aufgefordert, Landwirtschaft und Umwelt zusammen zu denken. „Eine Agrarwende, wie sie in den Papieren der Zukunftskommission Landwirtschaft oder des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung gefordert wird, läuft Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten“, warnt Alfons Wolff, Bundessprecher der Freien Bauern, in einem Schreiben an die Grünen-Politikerin. Eine Extensivierung der deutschen Agrarproduktion würde zur Verlagerung nach Übersee führen, wo mehr Anbaufläche durch Rodung des tropischen Regenwaldes geschaffen werde. Besser sei „ein großangelegtes Förderprogramm zur Neuanlage von Hecken und Baumreihen in ausgeräumten Agrarlandschaften“, so Wolff. (fis)

 freiebauern.de





Erkenntnis

„Wir stehen in einem globalen Wettbewerb um verflüssigtes Erdgas (LNG). Unsere großen Wettbewerber sind die asiatischen Märkte China, Japan und Südkorea. Die Marktteilnehmer dort sind bereit, einen sehr viel höheren Preis für Gas zu zahlen. Darum fahren viele LNG-Tanker in diese Richtung. Aber die könnte man morgen umlenken, indem man höhere Preise bietet. Es fehlt also nicht an der Menge.“

Peter Reitz, Diplom-Mathematiker und Chef der Energiebörse EEX in Leipzig