© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Marine-Inspekteur muß gehen
Wahrheit hilft manchmal nicht
Christian Vollradt

War es das, was die Vorsitzende des Verteidigungsauschusses im Bundestag meinte? Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) hatte von den Generalen der Bundeswehr „mehr Klarheit und weniger Geschwurbel“ gefordert. Die Spitzenmilitärs sollten nicht nur der politischen „Hausleitung nach dem Mund reden“. Einer, der das vielleicht zu wörtlich genommen hat, war der Inspekteur der Marine. Ergebnis: Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach ist seinen Posten los und nach wenigen Monaten im Amt „a.D“.

Was er sagte, ist inhaltlich kaum der Aufregung wert, widerspricht kaum der Linie der Kanzlerpartei SPD: Die Interessen der Russen respektieren, sie lieber an unserer Seite als an der der Chinesen zu wissen. Und natürlich glaubt auch im politischen Berlin in Wahrheit keiner mehr daran, daß die Krim je wieder ukrainisch wird. 

Doch Schönbach hat das alles nicht bloß im kleinen Kameradenkreis, in der Offiziersmesse geäußert, sondern gegenüber ausländischen Fachleuten; als Repräsentant der Deutschen Marine – in heikler sicherheitspolitischer Lage und während der Operation einer deutschen Fregatte im indo-pazifischen Raum. Wo gerade gegenüber China, zugleich Rivale und wichtigster Handelspartner, diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt ist. Und auch das gehört zur Wahrheit: Generale und Admirale sind politischen Beamten gleichgestellt, können jederzeit in den Ruhestand verabschiedet werden. Am Ende hat der Mann mit den breiten Goldstreifen gehandelt wie ein Offizier und Gentleman: den Abschied angeboten. Gerader Rücken, kein Geschwurbel. Respekt!