© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

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Inspekteur der Marine muß Posten räumen 

BERLIN. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat den Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, auf dessen eigenen Wunsch von seiner Aufgabe entbunden und in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Hintergrund ist das Bekanntwerden von Äußerungen des 56jährigen unter anderem zum Ukraine-Konflikt sowie zum Verhältnis zu Rußland und China. Schönbach hatte bei einem Besuch in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi in einer Gesprächsrunde der Denkfabrik Manohar Parrikar Institute for Defense Studies and Analyses gesagt, die Halbinsel Krim sei für die Ukraine verloren. Damit widersprach er der offiziellen Position der deutschen Regierung und ihrer Verbündeten. Laut Schönbach wolle der russische Präsident Wladimir Putin zudem lediglich „Respekt auf Augenhöhe“, und wahrscheinlich verdiente er diesen auch. Und dieser Wunsch sei leicht zu erfüllen, ergänzte der Vizeadmiral. Es sei überdies „Nonsens“, daß Rußland sich Teile der Ukraine einverleiben wolle. Zudem brauche Deutschland „Rußland gegen China“. Die Regierung in Kiew hatte wegen dieser Äußerungen die deutsche Botschafterin einbestellt. Später nannte der Marine-Inspekteur die Wiedergabe seiner „persönlichen Meinung“ einen „klaren Fehler“. Eine Sprecherin von Bundeskanzler Olaf Scholz betonte, Schönbachs Aussagen entsprächen in keiner Weise der Haltung der Bundesregierung. Schönbach hatte das Amt an der Spitze der Marine erst im März vergangenen Jahres als Nachfolger von Vizeadmiral Andreas Krause angetreten. Zuvor war der als katholisch-konservativ geltende Offizier unter anderem Kommandeur der Marineschule Mürwik. Dort gab er das Motto „Tradition, Strenge, Kampf“ aus. Eine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand ist bei hohen Militärs jederzeit möglich. Dies gilt für Berufsoffiziere vom Brigadegeneral (Flottillenadmiral) an aufwärts, die den sogenannten politischen Beamten gleichgestellt sind. Gründe für eine solche Zurruhesetzung können unter anderem Zweifel an der Dienstausübung in Übereinstimmung mit der Politik der Bundesregierung sein. So entließ beispielsweise Lambrechts Vorvorgängerin Ursula von der Leyen (CDU) 2018 den damaligen Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, und versetzte ihn in den einstweiligen Ruhestand. Müllner hatte sich in der Diskussion um einen Nachfolger des Kampfflugzeugs Tornado öffentlich gegen die Linie der Ministerin gestellt. Die Amtsgeschäfte des entlassenen Schönbach führt bis zu einer endgültigen Entscheidung der Befehlshaber der Flotte und Stellvertreter des Inspekteurs der Marine, Konteradmiral Jan Christian Kaack. (ls/vo)

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