© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Filmkritik Die letzten Tage in Kenya
Hedonismus im Weltkrieg
Werner Olles

Während des Zweiten Weltkrieges führen etliche englische Aristokraten in der Region „Happy Valley“ in der britischen Kolonie Kenia ein ausschweifendes Leben mit Partys, Alkohol, Drogen und sexuellen Affären, um ihre Langeweile und innere Leere zu betäuben. Eines Tages wird der Earl of Erroll, Josslyn Hay (Charles Dance), in seinem Wagen ermordet aufgefunden. Sein letztes Verhältnis hatte er mit Lady Diana Broughton (Greta Scacchi), der attraktiven Ehefrau von Sir John Henry Broughton (Joss Ackland). Altersmäßig könnte er Dianas Vater sein, und so führen die beiden eine „offene Ehe“. Diana erliegt schon bald dem Charme des verführerischen Hedonisten Josslyn Hay, der jedoch gleichzeitig noch mit zwei weiteren Frauen erotische Beziehungen unterhält. Während der Earl auf eine Heirat mit Diana drängt, um seine finanziellen Probleme aus der Welt zu schaffen, zögert diese, die Sicherheit ihrer Ehe zu verlassen, ohne zu ahnen, daß auch ihr Mann hoch verschuldet ist. 

Im Club in Nairobi stößt Sir John in betrunkenem Zustand auf die Affäre seiner Frau mit dem Earl an, bittet diesen jedoch dann, seine Frau nach Hause zu bringen, da er selbst nicht mehr fahren könne. Tatsächlich hat er seine Trunkenheit jedoch nur vorgetäuscht. Nachdem der Earl Diana zu Hause abgesetzt hat, wird er in seinem Auto von Broughton erschossen. Zunächst des Mordes angeklagt, wird er aber wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Verzweifelt über den Tod ihres Geliebten, gelingt es Diana, eindeutige Beweise für die Schuld ihres Mannes zu finden und konfrontiert ihn damit …

Michael Radfords Kriminalfilm „Die letzten Tage in Kenya“ („White Mischief“, GB 1987) basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Fox und schildert die dramatischen Ereignisse des Mordfalls „Happy Valley“ in Kenia während der britischen Kolonialherrschaft 1941. Die unrühmlichen Begebenheiten stellt Radford zugleich als einen ironischen Abgesang auf eine dem Untergang geweihte Epoche dar, die zunehmend in Dekadenz und Hedonismus versinkt. Brillant gespielt von Charles Dance und Diana Scacchi in den Hauptrollen und John Hurt, Trevor Howard und Hugh Grant in den Nebenrollen, und hervorragend fotografiert von Kameramann Roger Deakins, bietet der Film trotz einiger inszenatorischer Längen ein schillerndes Sittengemälde, das den Zuschauer zu fesseln vermag.

DVD: Die letzten Tage in Kenya. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 103 Minuten