© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Blick in die Medien
Neue Runde, neue Projekte
Tobias Dahlbrügge

Zwei journalistische Schwergewichts-Champions haben den Start eigener Medienprojekte angekündigt. In der linken Ecke: Ben Smith; in der rechten Ecke: Julian Reichelt. 

Ersterer ist Kolumnist der New York Times und war früher Chefredakteur bei BuzzFeed. Das schrille Portal mit seinem Mix aus Promi-Listen, Quiz und linker Ideologie war für die Gegenwart des Internets stilprägend. Smith war maßgeblich daran beteiligt, Reichelt wegen Beziehungen zu untergebenen Mitarbeiterinnen als Chefredakteur von Bild abzusägen (JF 43/21).

Mit Details halten sich beide bisher bedeckt. Smith sieht 200 Millionen Nutzer, Reichelt eine Marktlücke.

Nun haben beide ihr Comeback angekündigt. Smith will ein neues Medienunternehmen mit internationaler Ausrichtung am Markt etablieren. Seine Zielgruppe ist „ein wirklich globales Publikum“, soll heißen: englischsprachige Akademiker. Die Zahl der Interessenten an seinem Angebot schätzt Smith breitbrüstig auf 200 Millionen Nutzer. Diese „Anywheres“ seien einander ähnlicher als ihren jeweiligen Landsleuten, so der Globalist.

Julian Reichelt gibt sich bescheidener, aber nicht weniger angriffslustig. Er kündigte im österreichischen Servus TV eine eigene Plattform an: Der frühere Bild-Chef sagte, die sexuell gefärbten Vorwürfe gegen ihn seien „perfide erfundener Quatsch“ gewesen. Sein Rauswurf passe in ein politisches Klima, „in dem man dankbar dafür ist, wenn kritische Stimmen verstummen“. 

Über konkrete Inhalte ihrer geplanten Plattformen haben beide Kontrahenten noch nichts gesagt. Smith ließ nur verlauten, er wolle „unparteiischen Journalismus“ bieten. Schon klar, was der künftige Ex-Kolumnist der NYT unter „unparteiisch“ so versteht. 

Reichelt sagte lediglich, er spreche derzeit mit vielen „spannenden, jungen Kollegen und Kolleginnen“. Ein Journalismus, „der nach den Fakten sucht und sagt, was ist und nicht das sagt, was Regierende gerne gesagt hätten“, sei eine Marktlücke geworden. Ein möglicher Geldgeber für das Projekt, so spekuliert T-Online: IT-Unternehmer Frank Gotthardt, mit dem Reichelt vermeintlich beim Abendessen gesehen wurde. Dem Milliardär gehören die regionalen Fernsehsender TV-Mittel­rhein und WWTV.