© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Meldungen

Kinder-Euthanasie in Sparta: Nur Propaganda 

PRINCETON. In seiner Biographie „Das Leben des Lykurgos“, die um etwa 100 n. Chr. entstanden sein muß, behauptete der griechische Schriftsteller und Philosoph Plutarchos, daß man im alten Sparta mißgebildete oder anderweitig lebensuntüchtig erscheinende Neugeborene aussortiert und dem Tod überantwortet habe. Daraus entstand der Mythos vom antiken Kindermord durch Aussetzen oder Schlimmeres, der dem Zweck dienen sollte, die knappen Ressourcen der Gesellschaft ausschließlich dem nichtbehinderten Nachwuchs zugute kommen zu lassen. Allerdings existieren keine objektiven Belege für die Richtigkeit der Angaben von Plutarch. Statt dessen deuten zahlreiche Indizien auf das Gegenteil hin. Hierauf verweist die Archäologin Debby Sneed von der California State University in Long Beach jetzt im Fachblatt Hesperia (4/2021). So gebe es Berichte über einen spartanischen König, welcher ungewöhnlich kleinwüchsig und schwächlich gewesen sei. Darüber hinaus enthalte ein medizinischer Text aus der Zeit um 400 v. Chr. diverse Ratschläge für Erwachsene mit verkrüppelten Armen. Ebenso finde man immer wieder Skelette von behinderten Kindern, deren Zustand von jahrelanger sorgfältiger Pflege zeuge. (ts)

 www.jstor.org





„Schlachtrösser“ waren nicht viel größer als Ponys 

EXETER. Mittelalterliche Kriegspferde waren oft kaum größer als die heutigen Ponys. Das ergaben Untersuchungen von Forschern um Alan Outram und Helene Benkert von der englischen University of Exeter. Das Team analysierte 171 Skelette von mutmaßlichen „Schlachtrössern“ aus der Zeit zwischen dem 4. und 17. Jahrhundert. Dabei maß es bei den Pferden, welche vor der normannischen Ära zum Einsatz kamen, nur Widerristhöhen unter 1,48 Metern, also nur etwas größer als die nur 1,35 Meter großen „Hunnen- oder Mongolenpferde“ der Truppen Dschingis Khans. Ab 1066 gab es dann auch gelegentlich schon Reittiere mit einem Stockmaß von mehr als 1,50 Metern – davon zeugen unter anderem Knochenreste aus Trowbridge Castle. Eine weitere Größenzunahme erfolgte nach 1200. So fanden sich im Heron Tower von London Knochen eines Pferdes aus dieser Epoche, dessen Widerristhöhe 1,60 Meter betrug (Pressemitteilung der University of Exeter vom 10. Januar 2022). Und ab 1500 besaßen die Kriegspferde schließlich oft genau die Größe heutiger Reitpferde, die bei Hannoveranern etwa zwischen 1,60 und 1,70 Meter liegt. Die Wissenschaftler vermuten, daß man zunächst vor allem deshalb kleinere Tiere verwendete, weil diese sehr viel wendiger und somit besser für den Nahkampf geeignet waren. Die wuchtigen hohen Schlachtrösser wurden erst später im Zeitalter der gepanzerten Ritter benötigt. (ts)

 www.exeter.ac.uk





Erste Sätze

Auf der gewundenen Fahrstraße, die von Orvieto hinabführt, begegnet uns ein Ochsenwagen, vollgeladen mit Weintrauben.

Hans Freyer: Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, Stuttgart 1955





Historisches Kalenderblatt

30. Januar 1972: Im nord-irischen Derry eröffnen britische Fallschirmjäger das Feuer auf eine Demonstration katholischer Bürgerrechtler. Dabei kommen 13 Zivilisten ums Leben, 16 werden verletzt. Der „Bloody Sunday“ leitet die massive Eskalation des Nordirlandkonfliks ein.