© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Frisch gepreßt

Öko-Terror. Das linksgrüne Protestbündnis „Fridays for Future“ bildete eigens einen Lesekreis, um das jüngste Machwerk von Andreas Malm zu studieren, und feierte den Mainstream-Extremisten dafür, daß er schreibt, was viele unter ihnen kaum zu denken wagen. Die Klimaproteste müßten sich radikalisieren. Angesicht des angedrohten Aussterbens der Menschheit ist es „seltsam und erstaunlich, daß Klimaaktivisten bisher noch keinen einzigen Terrorakt verübt haben“, so Malm. Der Schwede ist nicht nur Stichwortgeber von sich radikalisierenden Klimaschützern, sondern auch Mitglied der dortigen Sozialistischen Partei. Wer jetzt allerdings in dem Buch konkrete Bombenbaupläne erwartet, geht fehl. Malm gibt nur die Argumentationsmuster, er rechtfertigt, ja befördert die Gedanken, Gewalt zu nutzen, um „das Klima“ zu schützen. Freilich weist er darauf hin, daß dabei keine Menschen zu verletzen seien. Sein Traum vom „ökologischen Leninismus“ wird dabei täglich heftiger geträumt. Nicht nur von ihm, auch Klimaproteste werden extremer, wie immer neue Gruppen à la „Extinction Rebellion“ zeigen. Bei letzterer, 2020 gegründet, wurde der Einsatz von Gewalt sogar öffentlich diskutiert und noch von einer Mehrheit abgelehnt. Oder um es mit den Worten von Georg Diez in der taz zu sagen: „Gewalt war immer Teil des Lebens und eine Möglichkeit, eine Notwendigkeit, sich selbst und andere zu schützen.“ (mp) 

Andreas Malm: Wie man eine Pipeline in die Luft jagt. Kämpfen in einer Welt in Flammen. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2021, gebunden, 211 Seiten, 18 Euro





Schlafschafe. Mit welchen Tricks Supermärkte ihre Kunden zum Kauf verleiten, ist hinlänglich bekannt. Die wenigsten ahnen jedoch, unter welchem Einfluß von Politik und Medien sie womöglich stehen. Wissenschaftsjournalistin Miryam Muhm attestiert weiten Teilen der Bevölkerung, im wahrsten Sinne des Wortes hypnotisiert zu sein. Das Denken und Urteilsvermögen der Deutschen seien bereits durch entsprechende Techniken manipuliert. Dazu gehöre das ständige Wiederholen von Worten und Konzepten. „Die meisten von uns bewegen sich gewissermaßen wie Schlafwandler durch den Tag und nehmen die nicht abreißende Flut von Skandalen kaum mehr wahr“, mahnt Muhm. Den Schleier zu entfernen, erfordere neben Individualität auch Wissen und einen starken Willen. Wer stattdessen in seinem Zustand verweile, drohe den „Hypnotiseuren der Gesellschaft“ weiter blind zu folgen. Die Publizistin führt den Leser eindrücklich durch die Möglichkeiten der Hypnose in Politik, Medien und der Werbung und gibt einen Ausblick auf das, was einer schlafenden Gesellschaft drohen könnte. (zit)

Miryam Muhm: Die hypnotisierte Gesellschaft. Wie Denken von Politik, Medien und Werbung gelenkt wird. Europa Verlag, München 2021, broschiert, 320 Seiten, 22 Euro