© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/22 / 28. Januar 2022

Umwelt
Die graue Eminenz
Volker Kempf

Das Schweizerische Architekturmuseum in Basel (SAM) zeigt die Geschichte des wichtigen Baustoffes Beton, zu dem es aber auch Alternativen gibt. Ein Trend geht zurück zum Holz.Solche Häuser erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Beton sei zu energieintensiv, monieren Klimaschützer. Windkraftkritiker zeigen dann gerne auf die massigen Betonfundamente der 200 Meter hohen Windräder. Beton ist trotz allem aus dem Baugewerbe nicht wegzudenken, er ist so etwas wie die graue Eminenz des Bauens. Dazu braucht es neben Sand, Zement und Wasser viel Kies. Und die Baggerlöcher dafür werden im Dreiländereck Schweiz–Deutschland–Frankreich immer mehr. Das kostet Wald und Ackerfläche. Tiefe statt Breite scheint die einzige Option.

So schnell geht die Geschichte des ungeliebten Baustoffes Beton sicherlich nicht zu Ende.

Nur: 150 Meter, so tief wurde hier früher nicht gebaggert. Die Tiefe ist heute kein Problem mehr, aber es kostet Zeit, bis die Greifer bis an den Grund gelangen und wieder an die Oberfläche. Unter der ausgebaggerten Kiesschicht liegt oft eine meterdicke Schlammschicht, manchmal wurde sie dort bewußt abgelegt. Diese muß nun wieder weg, aber das sind für einen Baggersee mehrere Millionen Tonnen. All das kann gemessen und vermessen werden. Aber wohin mit dem vielen Schlamm? Flachwasserzonen zu schaffen wäre denkbar, aber noch nicht umsetzbar. Einen riesigen Berg aus Schlamm irgendwo aufbauen, der mehr in die Breite als in die Höhe ginge? Wer kann das gebrauchen? Die flachen Niederlande vielleicht, die schon vor der „Klimakrise“ teilweise unter dem Meeresspiel lagen? Phantasie ist gefragt. Wer eine Verwendung findet, der müßte einen Preis erhalten. Bis es soweit ist, wird noch so manche Bürgerinitiative am Oberrhein und anderswo Baggersee-Erweiterungen bekämpfen. Alternativen zum Beton bleiben wichtig. Aber so schnell geht die Geschichte des Betons nicht zu Ende, sie ist noch lange nicht in Gänze museumsreif.

Die Beton-Ausstellung läuft bis 24. April: www.sam-basel.org