© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Linksextreme zerstören Denkmal in Dresden
Auch Trauer formt eine Nation
Fabian Schmidt-Ahmad

Das Mahnmal „Trauerndes Mädchen“ auf dem Dresdner Heidefriedhof war in seiner Ausgestaltung schlicht. Wer den Kontext nicht kannte, hätte in der Bronzefigur die Erinnerung an einen verstorbenen Menschen vermutet, aber nicht das Grab einer ganzen Stadt. Allein, auch diese bescheidene Zurückhaltung fand keine Gnade vor dem totalitären Furor. 

Linksextreme prahlten damit, das „geschichtsrevisionistische Denkmal“ vor dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens „fachgerecht entfernt“ zu haben. „Die Opfer der Bombenangriffe werden symbolisch als unschuldige Kinder dargestellt, die Bombenangriffe wirken dagegen gerade grauenhaft barbarisch“, rechtfertigten die Täter ihre Zerstörung. „Aber genau dieses Bild entbehrt eben jeder historischen Grundlage und ist damit ideologisch gefährlich.“

Natürlich ist das Unsinn. Alleine die Stifterin, Helga Petzold, erlebte als junges Mädchen die Bombennacht. Warum aber ist eine Erinnerung, selbst in dieser verhaltenen Form, „ideologisch gefährlich“? Nicht allein  gemeinsamer Ruhm und Siege formen eine Nation, wie gewöhnlich angenommen wird, sondern vor allem Trauer. 

So wie das intensivste Körpergefühl Schmerz und nicht Genuß ist, offenbart sich dem einzelnen die Nation als reale Macht in der kollektiven Trauer. Erst wenn es niemanden gibt, der die Toten als seine Toten beklagt, ist eine Nation wirklich erloschen.