© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Kanadische Trucker gegen Impfpflicht
Gekommen, um zu bleiben
Björn Harms

Die zahlreichen Videos der kanadischen Trucker gingen um die Welt. Nach einer öffentlichkeitswirksamen Protesttour quer durch das Land blockieren seit dem vergangenen Wochenende rund 50.000 Lkw-Fahrer die Straßen der Hauptstadt Ottawa, um gegen eine Impfpflicht mobil zu machen. Die emotionale Kraft, die von den Bildern ausgeht, erreichte weltweit wohl noch keine Corona-Demonstration. Wenig verwunderlich also, daß die aufgeschreckten Eliten reflexartig reagierten. Premierminister Justin Trudeau sprach von einer „kleinen, randständigen Minderheit“, die rassistische Flaggen schwenken und sogar Obdachlose beklauen würde. Die etablierten Medien assistierten brav und vermuteten Extremisten unter den Fahrern. Der kanadische TV-Sender CBC raunte, daß „vielleicht sogar russische Akteure“ die Proteste angestiftet hätten. 

Das immer abenteuerlicher werdende Negativ-Framing wird derartige Straßenproteste auch künftig nicht aufhalten können. In Ottawa dürfte sich das Spektakel sogar länger hinziehen, denn die Trucker als Schreckensbild einer längst überwunden geglaubten „toxischen Männlichkeit“ denken gar nicht daran, klein beizugeben. Eine Spendenkampagne hat bereits 8,5 Millionen Euro eingesammelt, um ihre Kosten zu decken. Und so wird klar: Bei diesem Protest geht es um mehr als die bloße Ablehnung einer Impfpflicht. Hier zeigt sich exemplarisch das dramatische Ausmaß der Entfremdung zwischen linksliberalem Establishment und einfacher Bevölkerung im gesamten Westen. Ein Ende der populistischen Mobilisierung von unten ist nicht abzusehen.