© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Aufgeschnappt
Schuldbekenntnisse im Regenbogenland
Matthias Bäkermann

Landesbischof Friedrich Kramer schlug vergangenen Dienstag zusammen mit „Onlinepfarrerin“ Jennifer Scherf ganz devote Töne an: „Die Vergangenheit der Kirche ist schwer belastet. Dafür gilt es, immer wieder Verantwortung zu übernehmen.“ Mit einem offiziellen „Schuldbekenntnis“ wolle die Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland deshalb „ein symbolisches Zeichen setzen“. Wer jetzt an Kindesmißbrauch innerhalb der Amtskirche oder gar an NS-Verstrickungen wie beim gleichartigen Stuttgarter Bekenntnis 1950 denkt, liegt komplett falsch. Denn Kramer entschuldigte sich reuig für die „Diskriminierung der queeren Gemeinschaft“. Zwar bekenne sich die EKD in ihren Richtlinien zu LGBTQI*, allerdings gebe es „Landeskirchen und überall auch Gemeinden, Christinnen und Christen, die diese Offenheit gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden nicht leben“. Auch für diesen Kreis geben die beiden Theologen anläßlich des „Gottesdienstes zum LGBTQI*-Pride History Month“ die zerknirschte Beichte ab: „Wir haben gelernt und verändert. Aber nicht genug.“ Pfarrerin Scherf, selbst in einer lesbischen Beziehung lebend, will auf jeden Fall „an dem Thema dranbleiben und den Wandel stetig neu mit anzustoßen“.