© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Die geldpolitische Wende der Fed und Skepsis bei Technologie-Aktien
Der Crash holt Tesla ein
Thomas Kirchner

Um die Inflation einzudämmen und die Wirtschaft nicht zu überhitzen, hat die US-Zentralbank Fed ihre Ankündigung bekräftigt, in diesem Jahr eine geldpolitische Wende einzuläuten und die Niedrigzinsen anzuheben. Das hat optimistische Börsenakteure kalt erwischt. Doch der langsame Crash des Technologiesektors begann schon vor fast einem Jahr. Der Technologie-Index Nasdaq schloß zwar 2021 mit 21,2 Prozent im Plus. Doch hinter den Kulissen verbarg sich Ungemach: Während Großkonzerne wie Apple und Facebook solide Gewinne einbringen, schreibt die Mehrzahl der kleinen und mittelgroßen Technologiefirmen Verluste (JF 3/22).

Solange sie Wachstum zeigten, legte der Aktienkurs zu. Doch seit dem GameStop-Debakel (JF 7/21) stehen Aktien von Firmen mit futuristischen Geschäftsmodellen wie Flugtaxis, Weltraumtourismus oder Gentherapie unter Druck: Verluste fallen heute an, Gewinne vielleicht eines fernen Tages. Der Nasdaq-Anstieg geht daher zur Hälfte auf die sieben größten Firmen zurück; ein Fünftel der Aktien hatte Kursverluste, darunter sogar T-Mobile USA. Neuemissionen erlitten im Schnitt zehn Prozent Verlust, SPAC (Börsenmantel für Firmenneugründungen; JF 10/21) seit ihrem Höchststand sogar 65 Prozent. Die Bewertungen im Technologiesektor sind aber weiter so hoch, daß die Kurskorrektur anhalten wird. Tesla zählte mit plus 50 Prozent zu den Nasdaq-Kurstreibern von 2021. Der E-Auto-Pionier lieferte 936.000 Fahrzeuge aus – 87 Prozent mehr als 2020. Das ist zwar nicht mal ein Elftel der Produktion von Weltmeister Toyota, doch die Japaner legten nur um 10,1 Prozent zu. Rivale VW lieferte lediglich 8,88 Millionen Autos aus (-4,5 Prozent).

Das Tesla-Ergebnis von 2,54 Dollar pro Aktie schlägt die Erwartungen. Allerdings rechtfertigt es keinen fast 500mal so hohen Aktienkurs von 1.209 Dollar, dem Höchststand von November. Hätte Tesla die gleiche Bewertung wie Ford, läge der Aktienkurs bei 71 Dollar, noch niedriger bei einer Bewertung wie Porsche oder BMW. So denken wohl auch viele Anleger, insbesondere seit Elon Musk Aktien im Wert von zehn Milliarden Dollar verkaufte. Ende Januar handelt die Aktie deshalb rund ein Drittel unter dem Höchststand. Im April ist Musks Kapitalertragssteuer fällig. Es wird die höchste Steuerzahlung in der US-Geschichte.