© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Ein Großteil der Kinder wird die Krise gut überstehen
Erwachsen werden in der Pandemie
(dg)

Der Sektion „Child Public Health“ am Zentrum für Psychosoziale Medizin der Hamburger Uniklinik hat das Coronavirus nie geahnte Möglichkeiten der Feldforschung eröffnet. Unter dem Titel „Kindheit in der Pandemie“ sind bisher zwei Befragungswellen der sogenannten COPSY-Studie gelaufen, die Ergebnisse der dritten sind demnächst zu erwarten. Das Kürzel des Projekts, das seit 2020 die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht,  steht für Corona und Psyche. Anne Kaman, die stellvertretende Sektionsleiterin, liest an den bisherigen Befragungen einen eindeutigen Trend ab: Die psychischen Belastungen von Minderjährigen haben im Verlauf der Pandemie zugenommen. Die Befragten zeigen in der zweiten, von Dezember 2020 bis Januar 2021 während des bundesweiten Lockdowns durchgeführten Erhebung nochmals eine Zunahme depressiver Symptome und psychosomatischer Beschwerden. Man solle die Studienresultate allerdings auch nicht überdramatisieren, denn „ein Großteil der Kinder wird die Krise gut überstehen“. Der kleinere Teil jener hingegen, die in „sozial schwächeren Verhältnissen“ heranwachsen, in denen die Familie auch schon vor der Pandemie seelisch weniger stabilisierend wirkte, benötige dringend Unterstützungsangebote, da bei dieser Klientel die Veränderung des schulischen Alltags und der Freizeitstruktur „massive Konsequenzen“ für die individuelle soziale, kognitive und gesundheitliche Entwicklung befürchten lasse. Bei ihnen stünde zudem die Sorge im Raum, daß sie Bildungs- und Lebenschancen verpassen oder sogar dauerhaft in ihrer Entwicklung eingeschränkt würden (Forschung & Lehre, 1/2022). 


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