© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Zeitschriftenkritik: Preußen-Kurier – Sonderausgabe
Vom Ruhrgebiet bis nach Ostpreußen
Werner Olles

Der von der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Landesgruppe Bayern e.V. herausgegebene Preußen-Kurier befaßt sich in einer Sonderausgabe mit dem Thema „Die ehemalige Reichsstraße 1 – eine europäische Handelsroute“. Anschaulich beschreibt der Autor Jörn Pekrul die gesamte Strecke der Reichsfernstraße, die in Aachen beginnt und nach etwa 1.000 Kilometern in Königsberg endet. Auf dieser Reise taucht der Leser nicht nur in eine wechselvolle Vergangenheit ein und erkennt dabei Städte und Landschaften, sondern entwickelt auch ein neues Heimatgefühl und vielleicht sogar ein wenig Fernweh. Die zahlreichen Rückmeldungen begeisterter Leser zeigen jedenfalls, daß das auf 80 Seiten prächtig bebilderte Heft auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Zunächst war die später als R1 bekannte Straße nicht als Gesamtprojekt geplant, sondern entstand Abschnitt für Abschnitt. Im frühen 20. Jahrhundert war es dann der aufkommende Automobilverkehr, der eine Neuordnung notwendig machte, und so wurden im Januar 1932 die ersten Fernstraßen eingeführt. Die Strecke von Aachen bis Königsberg firmierte fortan als Fernstraße Nr. 1 und ab 1934 als Reichsstraße Nr. 1.

Es ist tatsächlich eine Zeitreise: Vom heimischen Braunkohlerevier geht es über die am östlichen Ende des Ruhrgebietes gelegene Stadt Dortmund nach Paderborn und Detmold mit seinem Residenzschloß in die niedersächsischen Städte Hameln und Hildesheim nach Braunschweig. Über Potsdam gelangt der Reisende dann in die deutsche Hauptstadt Berlin. Wie schnell sich das Land seit der Wiedervereinigung geändert hat, wird sichtbar an der Bernauer Straße, dem Brandenburger Tor und dem wiederaufgebauten Berliner Schloß. Weiter geht es über Küstrin an der Oder und Landsberg an der Warthe zum Ortseingang von Schlochau und Konitz mit seinem neogotischen Rathaus auf dem alten Marktplatz.

Als Tor von Ostpreußen gilt die Marienburg, die den Reisenden mit einem prächtigen Panorama-blick begrüßt. Schließlich wird Königsberg erreicht; über dem Hafen gegenüber der Stadt wacht wie seit jeher der Königsberger Dom. Als Ruine nach dem Krieg von 1992 bis 1998 in russisch-deutscher Zusammenarbeit wiederhergestellt, ist er heute ein kulturelles Zentrum der Stadt, wo die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft. Nach Insterburg, Gumbinnen und Trakehnen mit dem klassischen Eingangstor zum ehemaligen Gestüt von 1632 gehen die letzten Meter auf der alten Reichsstraße Nr. 1 an der Kirche von Eydtkuhnen zu Ende. Das Ziel der Reise ist erreicht. Sie hat gezeigt, daß auf die Vergänglichkeit neues Leben folgt und kulturelle Errungenschaften immer noch vorhanden sind.

Kontakt: Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen Landes-gruppe Bayern e.V., Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg.

Telefon: 08 21 / 51 78 26

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