© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

CD-Kritik: Giacomo Meyerbeer – Andrea Chudak
Ameisenfleiß
Jens Knorr

Seit 2013 arbeitet sich Andrea Chudak beharrlich an ihrem Thema ab. Ein von der Sopranistin initiiertes länderübergreifendes Netzwerk von Musikwissenschaftlern und Musikern recherchiert in Bibliotheken und Weltnetz nach unbekannten, vergessenen und verloren geglaubten Kompositionen Giacomo Meyerbeers und müht sich, sie ins rechte Licht zu rücken, das heißt Manuskripte zu entziffern, in lesbare und spielbare Form zu bringen, aufzuführen und auf Tonträgern zu dokumentieren.

Als neueste Ausbeute ihrer Bemühungen präsentiert Chudak vokale Kammermusik und Sakralmusik für Solostimmen, darunter ein- bis vierstimmige Gesänge a capella oder in Begleitung von Klavier, Orgel und/oder obligaten Instrumenten: ein buntes Sammelsurium an Arien, Duetten, kleinen Ensembles, Canzonetten, Hymnen, Liedern, an Gelegenheitsstücken mit äußerem oder innerem Auftrag. Das fängt mit einer Fuge des 18jährigen an und hört mit einem Beitrag Meyerbeers zu einem Album anläßlich der Errichtung eines Denkmals für Carl Maria von Weber, 1860 in Dresden, auf. Von den 38 Stücken sind 22 als Weltersteinspielungen, elf als Ersteinspielungen in originaler Besetzung und zwei in der Originalsprache angezeigt.

Das engagierte Tun der 16 Musizierenden  vermag vielleicht Überlegungen anzustoßen, wie einige der Fundstücke dramaturgisch sinnvoll in Lied- und Kammermusikprogramme eingearbeitet und interpretatorisch auskultiert werden könnten. Denn gesungen und gespielt sollte schon werden, was da so emsig zusammengetragen wurde.

Meyerbeer Vocal Vokale Kammermusik und Sakralmusik Antes Edition/Bella Musica 2021  www.sopranissimo.de  www.bella-musica.de