© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Filmkritik Die Teuflischen
Tot oder nicht tot, wer weiß?
Werner Olles

Michel Delasalle (Paul Meurisse) ist Direktor eines Internats in der französischen Provinz. Die Schule gehört seiner herzkranken Ehefrau Christina (Vera Clouzot), die Delasalle mit der attraktiven Lehrerin Nicole Horner (Simone Signoret) betrügt. Dennoch sind die Frauen keine Feindinnen, sondern verbünden sich sogar gegen Michel, der sie beide schlecht behandelt. Ihr Plan, ihn zu ermorden, sieht vor, ihn in Nicoles Wohnung zu locken, um ihm dort eine Flasche Whisky, die sie mit Schlafmitteln versetzt haben, vorzusetzen. Als er eingeschlafen ist, legen sie ihn in die mit Wasser gefüllte Badewanne, in der er ertrinkt. Anschließend schaffen sie seine Leiche zurück ins Internat und werfen sie in das Schwimmbecken.

In den nächsten Tagen warten die Frauen darauf, daß Michels Leichnam wieder auftaucht, doch er ist spurlos verschwunden. Als einer der Schüler (Johnny Hallyday) meldet, daß ihm der Direktor begegnet sei, und auf einem Gruppenfoto dessen Gesicht an einem Fenster auftaucht, lassen Christina und Nicole das veralgte Schwimmbecken leeren, aber es findet sich nichts darin.

Eines Nachts hört Christina dann aus dem Zimmer ihres Mannes Geräusche und findet schließlich in der Badewanne seinen Körper, der sich langsam aus der Wanne erhebt, was bei ihr einen tödlichen Herzinfarkt verursacht. Es stellt sich heraus, daß Michel und Nicole seinen Tod nur vorgetäuscht haben, um die herzkranke Christina zu Tode zu ängstigen und an ihr Erbe zu gelangen. Ein paar Tage später behauptet der Schüler, der Delasalle gesehen hat, jetzt auch Christina gesehen zu haben …

Henri-Georges Clouzots Thriller, „Die Teuflischen“ („Les Diaboliques“, Frankreich 1955) nach dem Roman von Pierre Boileau und Thomas Narcejac gilt als Klassiker des Psychothrillers und wirkte in den 1950er und sechziger Jahren stilbildend. Er wurde nicht nur zu einem kommerziellen Erfolg, sondern schuf ein Subgenre, das Alfred Hitchcock wenige Jahre später mit „Psycho“ und „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ zur Vollendung brachte. Hervorragend inszeniert von Henri-Georges Clouzot („Lohn der Angst“), zählt „Die Teuflischen“ zu den hintergründigsten Thrillern. Das Drehbuch, an dem Clouzot ebenfalls mitwirkte, und seine optische Gestaltung kennen weder Längen noch Leere und Oberflächlichkeiten. Daß der Film zahlreiche internationale Preise erhielt, ist hochverdient.

DVD: Die Teuflischen. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 112 Minuten