© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

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Garnisonkirche erhält kein Kirchenschiff 

POTSDAM. Die Garnisonkirche in Potsdam wird neben dem wiedererrichteten Kirchturm kein Kirchenschiff erhalten. Darauf hat sich die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung in einem Beschluß verständigt. Er sieht die Schaffung eines Forums vor. Statt eines rekonstruierten Kirchenschiffs soll ein „Haus der Demokratie“ entstehen. Wie ein Pressesprecher der brandenburgischen Landeshauptstadt gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea bestätigte, stimmten am Mittwoch voriger Woche 27 Stadtverordnete von SPD, Grünen und Teilen der Linken-Fraktion für eine entsprechende Beschlußvorlage von Oberbürgermeister Mike Schubert. Der SPD-Politiker konnte selbst wegen einer Corona-Infektion nicht an der Abstimmung teilnehmen. 20 Kommunalpolitiker votierten dagegen und fünf enthielten sich. Zuvor war ein CDU-Antrag auf Vertagung der Abstimmung mit nur einer Stimme Mehrheit abgelehnt worden. Der CDU-Stadtverordnete Wieland Niekisch, Vorsitzender des Bauausschusses, sprach in einer Presseerklärung von einem „Tag der Intoleranz in der Potsdamer Stadtgeschichte“. Das „Haus der Demokratie“ soll unter anderem Sitzungsmöglichkeiten für die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung bieten. Darüber hinaus ist vorgesehen, mit einem finanziellen Aufwand in Höhe von 500.000 Euro eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Deren Ziel ist es, einen Vorschlag für die Realisierung des Forums zu erarbeiten. Zudem soll ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam befürwortet die Schaffung des Forums. Der Vorsitzende ihres Kuratoriums, der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, sagte nach der Abstimmung: „Ich freue mich über die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung. Und ich hoffe sehr, daß die Weiterentwicklung dieses Vorhaben zu einem gut durchdachten und zukunftsweisenden Ergebnis führen wird.“ Die 1732 erbaute Garnisonkirche war 1945 bei Luftangriffen stark beschädigt worden. Sie wurde 1968 auf Befehl der SED gesprengt, obwohl sie nicht einsturzgefährdet war. Der Wiederaufbau ist stark umstritten, weil die Kirche 1933 von den Nationalsozialisten zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt wurde. Für Kritiker ist sie somit zugleich „Symbol der Demontage der Demokratie“. (idea/JF)





Michael Verhoeven erhält Helmut-Käutner-Preis

DÜSSELDORF. Der Regisseur und Schauspieler Michael Verhoeven wird mit dem diesjährigen Helmut-Käutner-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. Das filmische Lebenswerk des 83jährigen setze sich „auf ebenso singuläre wie kritische Weise mit der deutschen Geschichte auseinander“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Verhoeven beleuchtete in Spielfilmen wie „Die Weiße Rose“ (1982) über die Geschichte der Geschwister Scholl und „Das schreckliche Mädchen“ (1990) sowie in Dokumentationen mehrfach die Zeit des Nationalsozialismus. Die Auszeichnung in Erinnerung an den in Düsseldorf geborenen Regisseur Helmut Käutner („Des Teufels General“, „Der Hauptmann von Köpenick“) wird seit 1982 an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr Schaffen die Entwicklung der Deutschen Filmkultur beeinflussen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und soll voraussichtlich im Mai an Verhoeven übergeben werden. (tha)