© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/22 / 04. Februar 2022

Neue Regierung, neues Glück
Steigende Kosten: Die Verlegerverbände erneuern ihre Forderung nach Staatshilfen für Presseerzeugnisse
Gil Barkei

Trotz des deutlichen Auflagenplus mehrerer Titel bei den IVW-Zahlen (JF 5/22) ruft die Verlagsbranche nach staatlichen Hilfen. Die Große Koalition hatte mehrere Subventionsoptionen in Millionenhöhe geprüft, diese aber schließlich verworfen. Nun wagen die Verleger einen erneuten Vorstoß an die mit Steuergeldern gefüllten Töpfe. Neue Regierung, neues Glück. Immerhin steht im Ampel-Koalitionsvertrag, man wolle die „flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen gewährleisten“ und prüfe, „welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind“. 

Doch vielen geht das nicht schnell genug. „Wenn jetzt noch lange gewartet wird, dann haben wir in Deutschland eine andere, ärmere Presselandschaft, weil viele redaktionelle Angebote es nicht schaffen werden“, warnt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, Stephan Scherzer, gegenüber der dpa. „Wir reden nicht nur über Einstellungen der gedruckten Zeitschrift, sondern der gesamten Marke.“ Er empfiehlt „neutrale und objektive“ Fördermaßstäbe, meint aber den großen Geldsegen, denn die Zuwendungen „dürfen sich nicht von redaktionellen Inhalten ableiten, es muß alle betreffen – von Zeitschriften, konfessionellen, Fach- und Publikumstiteln bis Tageszeitungen“. 

Eine Debatte solle noch jetzt im ersten Quartal stattfinden und danach in eine sofortige Umsetzung münden. Scherzer verweist auf bis zu 100 Prozent teurere Papierpreise, kletternde Energieaufwendungen, gestiegene Zustellkosten insbesondere im ländlichen Raum sowie die gesunkene Einkauffrequenz der Leser und geschlossene Geschäfte in der Corona-Pandemie.

Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), zeigt sich im Interview mit medienpolitik.net zuversichtlich, „daß sich die neue Bundesregierung der Bedeutung und Notwendigkeit des Erhalts unserer flächendeckenden Zeitungslandschaft in Deutschland bewußt ist“. Zeitungen seien „systemrelevant“. Keine Demokratie könne „sich ein Schwächeln der täglichen Versorgung mit Zeitungen – gedruckt wie digital – leisten“.

Die Branche wird bei ihrem Druck auf die Politik hartnäckig bleiben. Auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter (BVDA), Jörg Eggers, sieht die „wichtigste Herausforderung 2022“ darin, „an Rahmenbedingungen zu arbeiten beziehungsweise solche zu erzielen, die eine nahezu flächendeckende Zustellung kostenloser Wochenblätter weiterhin sicherstellen können“.